Sonne zum Auftakt

Zehn Jahre Eisvogeltage - tatsächlich ist es schon zehn Jahre her, dass ich Theos Vorbild folgte und mich an den Januar-Urlaub in Griechenland wagte. Damals mit Theo. Und wie vor zehn Jahren sind auch im Januar 2025 die argosaronischen Inseln das Ziel von meiner Cousine Barbara und mir. Nur das Wetter war uns dieses Jahr nicht so recht hold. Und auch die Fährpläne sind dünner geworden.

 

Wir treffen uns abends nach elf Uhr im Flughafen Athen, Barbara von Zürich, ich von Stuttgart kommend. Um Mitternacht bringt uns der Expressbus X96 nach Piräus, wo wir in meinem Stammhotel Anita-Argo absteigen. Nach Aegina gibt es zahlreiche Fähren, und so können wir ausschlafen und gemütlich im Hotel frühstücken ehe wir uns zum Hafen begeben. Ich habe mich für die herkömmliche rot-weiße Fähre "Fivos" (12 Euro) und gegen den schnellen Flitzer "Aero Highspeed" entschieden: die Fahrtzeit dauert keine eineinhalb Stunden, und die Ausfahrt aus dem Hafen und vorbei an der Kläranlageninsel Psyttaleia und Salamina ist auf Deck eines größeren Schiffes allemal schöner als im Bauch einer Schnellfähre. Athen liegt unter einer leichten Dunstglocke, die uns kaum die Akropolis ausmachen lassen. Vorbei an zahlreichen auf Reede liegenenden Frachtern erreichen wir um Viertel nach zwölf Aegina. Viele Griechen nutzen den Samstag für einen Besuch auf der athennahen Insel mit Kind und Kegel, aber dennoch geht es gemütlich zu. Nur das Gebinde aus weißen Rosen, das auf Kartons mit kretischen Wassern lagert, bringt uns in Grübeln: Hochzeit oder Beerdigung? Der grüne Kleintransporter eines Bestattungsunternehmens, der am Hafen steht, beantwortet unsere Frage.

Für vier Nächte haben wir uns in einem schönen Apartment in der Feidiou 1 einquartiert. Wir wollen zwei getrennte Schlafzimmer, was das Angebot einschränkt und den Preis in die Höhe treibt: fast hundert Euro werden pro Nacht fällig. Ich buche ungerne über booking, habe aber keine Wahl: mein diskretes Angebot, an der Plattform vorbei zu buchen, wurde von der Kontaktperson Melina abgelehnt: sie ist nicht die Besitzerin, und die Besitzer wollen nicht. Auch ok. Aber Melina und zwei weitere Frauen, Katerina und Anastasia, empfangen uns am Haus, das viel zentraler liegt als gedacht. Unser Wohnung ist im ersten Stock, hat ein großes Wohnzimmer, das ebenso wie die Schlafzimmer eher notdürftig mit Klimaanlage zu beheizen ist. Dazu eine gut ausgestattete Küche (auch mit Wasser und Lebensmitteln ausgestattet), und eine Bad mit Elektroheizung. Danke dafür - was werden wir das im nächsten Quartier vermissen!

 

Auf der Dachterrasse hat es einen Tisch mit vier Stühlen, und zwei Liegestühle. Alles sehr liebevoll eingerichtet. Wenn jetzt noch eine Hakenleiste als Garderobe angebracht würde ... aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Wir öffnen die Fensterläden um die Sonne hereinzulassen. Begeben uns dann zu einem ersten Erkundungsgang durch die lebendige Stadt. Ein Bäcker ist zwei Straßen weiter, einen Kritikos-Markt entdecken wir hinter dem Fischmarkt.

 

Der "Aero Highspeed 2" verlässt gerade den Hafen, der Affenzahn, in dem die Katamaran-Fähre im Hafen dreht und davonsaust, ist beeindruckend. Die kleine Nikolaos-Kapelle am Anleger ist geöffnet und überrascht uns mit dem dreisprachigen Schild, dass nur zwei Kerzen entnommen (und entzündet) werden sollen, zum Schutz der Kapelle. Nicht gerade absatzfördernd. Das Schild ist in Griechisch, Englisch und einer dritten Sprache, von der wir vermuten dass es Rumänisch ist. Kommen so viele Rumänen nach Aegina?

Der Busbahnhof ist nördlich des Hafens, die Fahrtzeiten sind überschaubar: werktags dreimal, davon einmal am frühen Morgen, der letzte Bus am frühen Nachmittag. Wochenends noch dünner, außer zum heiligen Nektarios. Wenn wir am letzten Schönwettertag etwas mehr von der Insel sehen wollen, werden wir um einen Mietwagen nicht herumkommen. Wenn wir einen geöffneten Verleiher finden - bisher haben alle geschlossen. Oder ein Taxi? Die Preise sind verbraucherfreundlich am Hafen aufgelistet.

 

Gegenüber des Hafens reiht sich Pistazienladen an Pistazienladen. Überall bekommen wir Kostproben angeboten. Die berühmten Pistazien von Aegina - wer fragt da nach Dubai-Schokolade? Vielleicht nur ein deutsche Phänomen? Das Kilo Pistazien kostet zwanzig Euro, Geschmacksvarianten - geräuchert, mit Zitrone und anderes mehr - sind natürlich teurer. Wir werden kaufen, aber nicht jetzt.

 

Die Tavernen sind jetzt am Samstagmittag so gut belegt, dass wir keinen freien Tisch dort finden, wo wir uns gerne niederlassen würden. Natürlich sitzt man draußen, auch wenn dann Heizstrahler und dicke Jacken bemüht werden müssen.

Gut, dann kaufen wir eben etwas ein und essen auf unserer Terrasse. Wenn wir schon so einen schönen Sitzplatz haben. Im Kritikos - Marktführer auf den argosaronischen Inseln in Sachen Supermarkt - finden wir was wir brauchen. Interessant, dass im Kritikos oft Thymian-Honig von Astypalea angeboten wird. Gibt es den in solchen Mengen? Ist natürlich der beste. Oder wie ist das mit Honig von Aegina? Die Pistazien haben klar Vorrang. Zwei Würfel Pistazien-Baklava aus dem Laden nebenan wandern auch in unser Tasche.

 

Anschließend genießen wir unsere Einkäufe in der Sonne auf unserer Dachterrasse. Weil es trotzdem Winter ist und die Sonne Zähne hat, können eine warme Jacke und ein Kissen nicht schaden.

Später machen wir uns auf die Suche nach einem geöffneten Mietwagenverleiher. Vergeblich. Jenseits der nördlichen Paralia liegt die Ausgrabung von Kolona. Sie schließt im Winter schon um 16 Uhr - das heben wir uns für einen der prognostizierten Regentage auf. Im flachen Wasser der Küste kann man die Reste des antiken Hafen sehen: vom Meer abgelutschte Säulenstümpfe, umspülte Mauerreste. Wenn man es weiß.

 

Wieder weg vom Ufer, hinauf zur Kirche Agios Nikolaos (noch eine), wo ein Gottesdienst stattfindet. Daneben der Markellos-Turm, ein mehrfach überarbeitetes Übrigbleibsel aus venezianischer Zeit, benannt nach Revolutionsführer Spyridon Markellos, der ihn 1802 kaufte und zu seiner Residenz machte. Inzwischen sieht er eher verschlossen-vernachlässigt aus. Zu viele alte Gebäude und Ruinen in Griechenland ....
Das Drei-Insel-Schiff "Platytera ton Ouranon" (nach einer Ikonendarstellung der Muttesgottes) hat seine Passagiere wieder eingesammelt und gen Attika abgelegt. Aegina ist die letzte der drei besuchten Inseln nach Hydra und Poros. Nur für Schnellbesucher, aber zum Pistazienkauf reicht es schon. Wer's mag.

Die Sonne geht unter, ein Schwarm Vögel übt Formationsfliegen über der Altstadt. An der Paralia sorgen illuminierte Marktschiffe und reichlich Weihnachtsbeleuchtung für Stimmung: Ein prächtiges Weihnachtsschiff, und große rote und weiße Kugeln. Die Palmenstämme sind mit Lichterschlangen umwunden, die gestutzten Platanen mit goldenen Lichtlein überwachsen. Die Lokalitäten an der Paralia sind aber eher Cafés und Bars. Melina hat uns Tavernentipps geschickt, wir entscheiden uns für das "Kriton Gefsis", das wir beim Bummel in den Altstadtgassen entdecken. "Kretische Aromen" - gerne! Mit den Kretern haben wir in der griechischen Diaspora gute Erfahrungen gemacht, etwa auf Rhodos. Gegenüber ist ein geöffnetes Reisebüro, und wir fragen dort nach einem Mietwagen für morgen. Kann er besorgen, für 45 Euro am Tag. Alles andere als ein Schnäppchen, aber ich habe diese Preiskategorie schon erwartet, und wir sagen zu. Wäre doch zu blöd, nun vor Ort am Fahrzeug zu sparen. Morgen um halb elf sollen wir ins Büro kommen. Gebongt!

 

Im "Kriton Gefsis" gibt sind einige Tische belegt, später gibt es Live-Musik - Bouzoukia, leider nicht kretisch. Wir ordern Tirosalata, Kremidopitta, Apakipitta und Lachanodolmades, dazu ein herber Rotwein. Interessante Speisen, die uns schmecken. 30 Euro sind günstig. Gefällt uns hier.

 

Zurück im Quartier versuchen wir, mit den Klimaanlagen ein halbwegs komfortables Wohnungsklima zu erzielen. Sind aber früh im Bett. Bis in die frühen Morgenstunden schallt von einer nahen Bar die Musik herüber. Nicht laut, aber hörbar. Wochenende in Griechenland. Dazu jammern brünftige Katzen. Eine Straßenlaterne sorgt für Lichtverschmutzung in meinem Zimmer. Morgen mache ich die Fensterläden wieder zu.

 

*

 

Wir nutzen den sonnigen Morgen fürs Frühstück auf der Dachterrasse. Um halb elf sind wir im Reisebüro, wo uns der Autoverleiher abholt und zu einem Parkplatz südlich der Altstadt am Stadion bringt. Dort nehmen wir einen Fiat Panda mit gut 60.000 Kilometern in Empfang. Rückgabe hier mit gleichem Tankstand um heute Abend um sechs Uhr, wir sollen eine halbe Stunde vorher anrufen. Der Verleiher zeigt uns diverse Ziele, darunter Paleochora und der Aphea-Tempel. Außerdem den Hain mit uralten Olivbäumen nordöstlich von Perdika. Der wäre in wenigen Minuten zu erreichen. Ich habe den Hain auch im Plan, allerdings per zweistündiger Wanderung. Mist, ich habe den Wanderstock vergessen. Na, wenn man da auch mit dem Auto hin kann ... typische Bequemlichkeitserscheinungen der Mietwagenfahrerin. Von der Straße im Osten der Insel, die das Ganze zu einer hübschen Rundtour zusammenfügen würde, rät er energisch ab: die sei sehr schlecht, wir sollten sie nicht benutzen. Schade. Er fotografiert dann noch das Auto rundherum, was bei einem Wagen mit der Kilometerleistung und entsprechenden Beulen bei mir immer Unbehagen hervorruft.

 

Dann geht es los, östlich an der Stadt vorbei. Das langgestreckte Steingebäude, das wir passieren, sieht interessant aus. Bei Theo werde ich mehr darüber erfahren: es stammt aus dem Jahr 1828 und war Waisenhaus (erste vollendetes öffentliches Gebäude des jungen griechischen Staates!), Schule  und später Gefängnis . Vielleicht ist in den nächsten Tagen Zeit für eine genauere Inspektion.

 

Schnell geht es aufwärts und wir erreichen die riesige Kirche des Heiligen Nektarios am Fuße des Klosters. Dort halten wir aber nicht, und auch Paleochora (auch Paliachora) hatte ich eigentlich heute auslassen wollen - geht ja mit dem Bus. Aber wie der sonnenbeschienene, kapellenübersäte Hügel nun da rechts von uns liegt, stelle ich den Fiat Panda doch dort ab und ziehe die Wanderschuhe an. Eineinhalb Stunden werden wir unter blauem Himmel über das Gelände klettern, neugierig jede der geöffneten Kapellen von innen betrachtend. Paleochora war tausend Jahre lange die Inselhauptstadt bis sie um 1800 nach Christus verlassen wurde. Übrig geblieben sind 38 Kirchen (ich habe sie nicht nachgezählt), von denen viele Fresken aus dem 13. bis 18. Jahrhundert enthalten. In einem Rundweg erklettern wir auch die Hügelspitze, auf der die byzantinische Burg lag, und eine Doppelkapelle, Georgios und Dimitrios geweiht. Der Blick über das Tal ist wunderbar, die Insel Agistri guckt dahinter zwischen zwei Hügeln hervor, und eine Bergkette der Peloponnes. Ein Keramikschildchen mit dem Logo einer Schildkröte weist den Weg zum Culture Path Nr. 7, einem von neun markierten Wanderwegen auf der Insel.

Die zwischen dem oberen und unteren Weg liegende Taxiarchis-Kirche verpassen wir leider. Ein besonders hübscher Kreuzkuppelbau, aber vermutlich eh geschlossen.

 

Wir lassen uns vom Zauber der Landschaft und der Sonne und der Ausstrahlung der alten Gemäuer und Fresken bezirzen und verlieren etwas das Zeitgefühl. Aber wie gut, dass wir bei dem schönen Wetter heute hier waren - Paleochora wäre nichts für Regentage. Erst am Schluss treffen wir auf weitere Besucher.

Es ist Viertel vor ein, als wir zu unserem heutigen Hauptziel im Inselosten weiterfahren, dem Tempel der Aphéa (Aphaia). Drei Katzen verstärken das Team der Ticketverkäufer, die von mir drei Euro Eintritt kassieren, Barbara darf als ICOM-Mitglied gratis rein. Noch ist der Wintereintritt reduziert, aber das soll sich wohl in den nächsten Wintern ändern.

 

Schon 2000 vor Christus wurde hier der  Fruchtbarkeitsgottheit Aphaia (sie soll von Kreta stammen, wo sie eventuell mit der Nymphe Britomartis gleichzusetzen ist) ein Tempel erbaut. Der jetzige Tempel stammt von 570 vor Christus und verfiel ab dem 1. nachchristlichen Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde er wiederentdeckt und ausgegraben, im Jahr 1811 die Giebelfiguren, die sogenannten "Aegineten", die dann an die Münchner Glyptothek verkauft wurden, wo sie sich heute noch befinden.

 

Der Tempel liegt auf einer Anhöhe mit Blick hinüber über den Golf auf die Metropole Athen - eine Wand weißer Häuser vor dem Bergzug des Hymettos, während sich die Bergzüge von Parnitha und Penteli hinter Wolkendunst verstecken. Der Boden zu unseren Füßen ist grün vom Klee, und dazwischen erblicken wir die ersten Kronen-Anemonen. Glücksgefühle ergreifen uns, dass wir diese Umgebung so genießen können.

Ein kleines Museum befindet sich auf dem westlichen Ausgrabungsgelände. Es ist kühl und gruftig darin, aber die Exponate ergänzen das draußen Gesehene und Gelesene aufs Beste. Während draußen auch andere Besucher flanieren, sind wir hier allein.

 

Inzwischen ist es zwei Uhr vorbei, und wir hungrig geworden. Die Cafeteria am Parkplatz hat nur Snacks im Angebot, aber heute ist Sonntag und so hoffen wir auf eine geöffnete Taverne im nahen Agia Marina. Und wir haben Glück: nahe am Ufer ist "Kiriakakis" geöffnet und gut besucht. Wir bestellen Tsatsiki und eine Portion Gavros mit Brot, danach noch zwei griechische Kaffee. Schmeckt und wir werden für zwanzig Euro satt. Allerdings sind inzwischen von Westen Wolken aufgezogen und beginnen, die Sonne zu verdrängen. Es wird kühl. Wenn wir jetzt noch zum Olivenhain im Süden wollen, müssen wir uns sputen: für den späten Nachmittag sind die ersten Regenschauer angesagt, und um halb sechs geht die Sonne unter. Das sind keine zweieinhalb Stunden mehr. Wir verzichten darauf, einen Schlenker entlang der Nordküste zu fahren, und steuern über Alones und Mesagros zurück nach Aegina-Stadt, dann auf die Küstenstraße nach Süden. Die Sonne hat den Kampf gegen die Wolken inzwischen verloren und wird sich die nächsten Tage nicht durchsetzen können. Aber das wissen wir da noch nicht.

Unser Autoverleiher hat in einer vielfach benutzten Straßenkarte den Olivenhain und vieles mehr eingekringelt, aber von wo aus genau man ihn in sieben Minuten erreichen soll, wissen wir nicht. Dass wir einen abzweigenden Feldweg mit dem Mietwagen nehmen, kann er ja wohl nicht meinen. So halten wir uns an meine Anavasi-Karte und stellen das Auto am zweiten Strand von Marathonas ab. Wieder die Wanderschuhe an, und die Regenjacke. Auf einer Übersichtstafel ist der Culture Path Nr. 3 eingezeichnet, eine dreistündige Rundwanderung, 5,8 Kilometer. So viel Zeit haben wir nicht, es ist schon zehn vor vier. Aber den südlichen, direkten Weg, das müsste zu schaffen sein. Dreißig, vierzig Minuten oneway. Vielleicht. Hoffentlich. Der Weg verläuft zunächst auf dem zunehmend löchrigen Feldweg, zweigt dann links  auf einen schmalen Pfad ab. Barbara prescht voraus, eine wahre Bergziege. Ob man diese Geländegängigkeit mit der Schweizer Staatsbürgerschaft erwirbt? Ihr Mann als Bio-Schweizer zieht das Flache vor (außer mit dem Motorrad).

Ich ärgere mich, dass ich meinen Stock vergessen habe. Auch wenn ich mich inzwischen ganz gut von meinem Bandscheibenvorfall regeneriert habe, so bin ich im rechten Fuß einfach nicht mehr so sicher und stabil. Und der Weg am Rande eines Bachbettes ist steinig und uneben. Ich hechle Barbara hinterher während der Himmel dunkler wird. Jetzt noch Regen, das wäre echt Sche..e!

 

Noch sind keine alten Olivbäume zu sehen, aber blühende Clematis an einem Zaun. Wir werden bis halb fünf weitergehen, dann müssen wir zurück. Kurz darauf erreichen wir ein grünes Hochplateau und können nahe einer Kapelle (Agia Triada) den ersten der knorrigen Bäume entdecken. Weitere verteilen sich dahinter weitläufig. Gerade noch geschafft!

Bis zweitausend Jahre alt sollen diese Baummethusaleme sein. Die Stämme haben unten einen Durchmesser von mehreren Metern über knorrig verwachsenesm Wurzelwerk. Stämme wie Kunstwerke. Manche Bäume sind hohl und bieten im Inneren mehreren Personen Platz. Wir sind begeistert.

 

Unsere Begeisterung wird allerdings gedämpft als ein feiner Nieselregen einsetzt. Es ist weniger die Nässe, die uns stört, als die Befürchtung, dass unser Rückweg nun glitschig werden könnte. Zumal wir zügig zurück müssen wenn wir nicht von der einbrechenden Nacht eingeholt werden wollen.

Schnell noch ein paar letzte Fotos, dann geht es auf den Rückweg.

 

Leider bestätigen sich meine Befürchtungen: der Weg ist rutschig geworden, und bei dem schnellen Tempo kann ich nicht jeden Schritt gezielt setzen. Selten wäre mir ein Wanderstock nützlicher gewesen. Ich fluche leise vor mich hin ob meiner Blödheit. Der Regen lässt immerhin nach. Und irgendwann auf halber Strecke passiert was wohl passieren muss: ich rutsche mit dem rechten Fuß ab und übertrete ihn mir nach außen. Aua, das hat wehgetan! Vorsichtiger gehe ich weiter, der Fuß schmerzend, aber es muss ja. Zum Glück habe ich meine stabilen Wanderstiefel an, sie stützen etwas. Mit gedrosseltem Tempo erreichen wir gegen halb sechs das Auto. Geschafft! Zum Fahren wechsle ich die Schuhe, und Barbara gibt dem Verleiher Bescheid, dass wir um sechs Uhr am Parkplatz sind. Nur müssen wir vorher noch tanken.

Es ist dunkel geworden, und weder Scheibenwischer noch Lüftung sorgen für ausreichend Durchblick durch die Windschutzscheibe. Barbara navigiert mich zu einer Tankstelle, aber die ist geschlossen. Eine weitere scheint gar nicht mehr existent. Im Straßengewirr des Hinterlandes ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten und ich biege mehrmals falsch ab. Muss dann durch die engen Gassen der Altstadt fahren. Ok, dann geben wir den Wagen eben ungetankt zurück. Kaum gesagt, erscheint vor uns eine beleuchtete Tankstelle und wir können für acht Euro Diesel fassen. Sollte reichen. Wie viele Kilometer wir gefahren sind, weiß ich nicht - der Tachometer hatte bei meinem Foto bei der Autoübernahme schon abgeschaltet.

 

Mit etwas Verspätung und leicht echauffiert treffen wir am Parkplatz ein. Ein Mann vom Autoverleih wartet schon, guckt sich dann im Dunkeln das Auto aber auch nicht mehr genauer von außen an. Schnell noch alle Sachen zusammenraffen (die sehr schmutzigen Stiefel, an denen noch der halbe Strand hängt), der Mann bringt uns mit dem Wagen zurück in die Stadt. Wo mir der Fuß beim Auftreten nun deutlich mehr wehtut. Meine leichten Stiefeletten bieten dem Fuß auch nicht genug Halt, leicht knicke ich wieder um wenn ich nicht aufpasse. So ein Mist! Das fehlte noch, wenn ich die nächsten Tage nicht wanderfähig wäre ...

Schnell zur Vertreibung dergleichen die dreckstarrenden Schuhe putzen!

 

Richtig übel wird es, als wir später am Abend auf Tavernensuche gehen. Ich hinke durch die nassen Gassen, Barbara kann es kaum nicht mitansehen. Dazu präsentiert sich die Restaurantlage am Sonntagabend weniger gut als gestern: vieles ist geschlossen, nur die Cafés und Bars erfreuen sich regen Publikumverkehrs. Schließlich kehren wir ins "Kriton Gefsis" zurück, heute leer, aber trotzdem geöffnet. Die Wirtsleute sitzen müde hinter dem Kassen-PC, vielleicht hätten sie ohne uns geschlossen. Wir halten euch nicht lange auf. Noch leicht satt vom Nachmittag, bestellen wir Boujourti und Dakos zum Wein, bezahlen um zwanzig Euro.

 

Zurück im Quartier finde ich einen Beutel mit Eiswürfeln im Eisfach (danke, Melina!) und kühle meinen Fuß. Das wird tatsächlich helfen, unterstützt von einer Ibuprofen.

Es regnet und gewittert die ganze Nacht. Wenn die Prognosen eintreffen, wird der Montag ein fauler Tag.