Es regnet heftig in der Nacht, und auch wenn es am Morgen aufgehört hat, ist alles noch nass und ich muss drinnen frühstücken. Heute mit frischem Brot vom Bäcker gegenüber.
Der Himmel ist wolkenschwer, es tröpfelt immer mal wieder. Immerhin hat der Wind nachgelassen, er kommt nun von Süden. Und trägt Saharastaub mit sich.
Gegen elf Uhr breche ich zu einem Bummel hinauf zum Kastro auf. Ich nehme nicht den Treppenweg, sondern die Piste, die nördlich entlang des Kastrohügels hinauf zum Friedhof verläuft. Sie ist von Wildblumen gesäumt das es eine wahre Freude ist. Besonders schön der rote Mohn, der einen mittleren Fotorausch bei mir auslösen wird. Schade nur, dass die Sonne fehlt.
Wenig später stehe ich unterhalb des Friedhofes, der wiederum unterhalb des Ortes und des Kastro liegt. Über ein Schutt- und Müllhalde klettere ich zum unteren Eingang des Friedhofes, als mein Telefon klingelt. Gerhard fragt, ob ich nicht Lust habe, in der mittäglich prognostizierten Regenpause nach Vathy zu fahren. Natürlich habe ich Lust. Und ich bin auch schon fast da, eine Viertelstunde oder so, um Friedhof und Kastroviertel zu fotografieren. Der Friedhof hat hier neben den klassischen Gräbern auch mannshohe Häuschen mit Tonnengewölbe. Interessant, wie sich die Bestattungskultur von Insel zu Insel unterscheidet.
Am oberen Ausgang der Friedhofes stehe ich dann schon am Rande des Kastro-Viertels mit der Kirche der Panagia Portaïtissa mit ihrem filigranen Glockenturm aus grauem Marmor. Die Kirche ist versteckt sich hinter einer hohen Mauer, alles verschlossen, wie die anschließenden mehrstöckigen Häuser, deren weiße Wände teilweise mit Löchern aus Naturstein gesprenkelt sind. Sieht gewöhnungsbedürftig aus, fast wie Narben oder Einschläge.
Katzen sind das einzige belebende Element in diesem Viertel mit blumenüberwucherten Treppen, das punktuell von Zedrachbäumen und verstümmelten Eukalyptusbäumen verziert wird.
Wenig später sitze ich mit Gerhard und Niko im Auto und wir fahren nordwärts. Entlang der Küste bis zum Steno, der schmalen Landenge, die den West- und den Ostteil der verzweigten Insel verbindet. Maltezana, offizielle Analipsi, scheint mir im Vorbeifahren auch ordentlich gewachsen, die Taverne von Ilias und Irini geöffnet. Gut zu wissen. Weiter nun nach Norden.
Hinter dem Autofenster entdecke ich im Ostteil eine überraschend grüne Insel, die an frischer Vegetation zulegt je weiter wir fahren. Und dann flattern plötzlich zwei Wiedehopfe am Straßenrand vor uns her. Meinen Versuchen, sie fotografisch zu erfassen, entziehen sie sich erfolgreich: immer wenn ich nahe genug bin, fliegen sie in schleppenden Bogen ein Stück weiter, und entschwinden schließlich ganz. Bisher hatte ich die hübschen Vögel nur einmal gesehen, zur gleichen Jahreszeit auf der Nachbarinsel Amorgos. Auch da war es mir nicht gelungen, sie zu fotografieren.
Die befestige Straße geht ein gutes Stück vor Exo Vathy in eine der für Astypalea typischen Schotterpisten über. Offenbar hat es für die letzten Meter hinab zum Ort, der als solcher nicht zu erkennen ist, nicht mehr gereicht. Zehn Einwohner gibt es laut Census 2011 noch in Vathy (Exo und Mesa Vathy zusammen), früher muss es ein vielfaches gewesen sein, denn Gerhard erzählt von der Grundschule, die hundert Schüler hatte.
Der Namen "Vathy" deutet in Griechenland immer auf eine tiefe Bucht hin, und so ist es auch hier. Drei Kilometer tief zieht sich der Fjord von Vathy von Westen her in die Insel hinein, verzweigt
sich noch zu einer Seitenbucht, so dass der schmale Meereszugang nicht zu sehen ist und das Meer wie ein See wirkt. So grün und unter dem grauen Himmel sieht das mehr wie Nordeuropa als wie
Griechenland aus. Mit siloartigem Turm ragt die Ruine eines Kalkofens an der Küste in die Höhe.
Wir fahren bis zum Weiler Mesa Vathy, der fast am westlichen Ende der Seitenbucht liegt. Vier, fünf einfache Häuser samt ein paar Ställen und Kapellen verlieren sich in der ländlichen Gegend, die
unaufgeräumt und vernachlässigt wirkt. Und überall von rostroten Zäunen verziert ist. Diese omnipräsenten Zäune werde ich noch hassen lernen.
Dort stellen wir das Auto ab. Wir möchten nun zu Fuß zur Kapelle Agios Ioannis Theologos gehen, die westlich der Bucht auf einer Anhöhe zu sehen ist.
Die Luft ist erfüllt von den charakteristischen Rufen der Bienenfresser, die wir so aufmerksam geworden auch herumschwirren sehen. Klar, wo es Honig gibt, hat es auch Bienen. Ein Paradies für die dekorativ gemusterten Vögel, die ihre Beute im Fluge schnappen und die ich in den nächsten Wochen öfters sehen (und hören) werde.
In einem Bogen wandern wir auf einer Piste durch die feucht-dunkle Landschaft voller gelbem Fenchel zwischen Mauern, Steinen und Olivbäumen Richtung Anhöhe. Zäune begleiten unseren Weg und dann versperrt uns ein Drahttor den Durchgang. Gerhard ist versiert im Umgang mit den Dingern - als Teilzeit-Astypaliote hat er reichlich Erfahrung damit. Aber an diesem Tor scheitert auch er. Irgendjemand hat es für die Ewigkeit verschlossen, obwohl es einen sichtbaren Weg sperrt. Man sollte beim Wandern auf Astypalea immer eine Zange dabei haben! Ich wäre an dieser Stelle umgekehrt, aber Gerhard ist hartnäckig: Nach längerer Suche seitlich des Tores findet er schließlich einige Meter zurück eine überwindbare Stelle im Zaun und so erreichen wir nach einer guten halben Stunde Fußweg die geranienumkränzte Kapelle Agios Ioannis Theologos aus dem 10. Jahrhundert, die neben einem kleinen Wohnhaus liegt. Der Schlüssel steckt und wir können eintreten.
Ein breiter Raum mit einer knallblauen Ikonostase empfängt uns. Die Ikonen sind mit künstlichen Rosengirlanden geschmückt, die Wände weiss gehalten. Das hohe Alter sieht man der Kapelle innen nicht an. Am interessantesten finde ich, dass im Seitenflügel vier kleine Kisten mit Gebeinen stehen - eine Aufbewahrung von Ossuaren in einer Kapelle außerhalb eines Friedhofes habe ich noch nie gesehen.
Für den Rückweg wählt Gerhard einen anderen Weg, einen fast zugewachsenen Fußweg, der entlang von Getreidefeldern direkt in den Scheitel der Bucht führt. Hier müssen wir nun einen Zaun überwinden, und dessen Tor ist leicht zu öffnen.
Die seichte Bucht lädt nicht nur wegen des Wetters nicht zum Baden ein: der Strand ist brackig und mit Kleinplastik durchsetzt. Wir wollen nun der archäologischen Ausgrabung von Bouka auf dem niedrigen Felsenkap Pirgos zwischen den beiden Buchtarmen einen Besuch abstatten. Es war schon in prähistorischen Zeiten besiedelt (spätes 4. bis frühes 3. Jahrtausend vor Christus), und die Ausgrabungen der Akropolis werden im Sommer fortgesetzt (von der Universität Ioannina). Neun der für Astypalea typischen Säuglings- und Kleinkinderbestattungen im Amphoren hat man hier gefunden (südwestlich der Chora, bei Kylindra, gab es Tausende).
Viel später hat es auch einen hellenistischen Wachturm hier gegeben, von dem aber nur noch ein Steinhaufen übriggeblieben ist.
Wir klettern mehr oder weniger weglos über das unwegsame und steinige Gelände, das zudem mit niedrigen Wacholderbüschen bewachsen ist. Niko lässt sich immer mal wieder von Gerhard tragen - keine Gelände für kurze Beine. Tonscherben liegen herum, dazwischen blüht hellviolettes Pyramiden-Knabenkraut. Gerhard sucht und findet die spiralförmigen Felsenritzungen und das in einen großen Felsen eingeritzte Schiff.
Gelegentlich tröpfelt etwas Regen vom Himmel, aber nicht der Rede wert. Schirm habe ich eh keinen dabei.
Inzwischen ist es fast drei Uhr, und ich habe Hunger. Aber hier in der Einöde gibt es ja nichts, denke ich, und denke falsch.
Wir kehren zu unserem Ausgangspunkt in Mesa Vathy zurück, aber Gerhard geht nicht zum Auto, sondern zu einem langgestreckten flachen Gebäude am Ufer mit einem primitivem Bootsanleger. Davor steht ein aufgebocktes Kaiki mit Riesenteddy darauf, umgeben von müllmäßigem Sammelsurium gibt er dem Ganzen den Hauch des Irren. Aber dahinter führt eine solide Steintreppe zu einem Gastraum, der im Sommer wohl offen, nun aber mit Fenstern geschlossen ist: die Taverna-Ouzeri "Galini". Drinnen schrecken wir zwei Frauen auf, Mutter und Tochter. Natürlich kennen sie Gerhard/Gerassimos, und sie haben auch etwas zu essen für uns: gekochten und eingelegten Oktopus, dazu eine Portion Pommes. Der Achtfüßler ist schön zart und schmeckt gut, auch die Kartoffeln verputzen wir schnell. Astypalea hat doch immer wieder Überraschungen parat.
Um halb fünf sind wir wieder in Chora und machen erst Mal Pause. Der vom Himmel geregnete Saharastaub hat sich mit dem Regen zu einer rötlichen Schicht verbunden und gnadenlos auf allem Oberflächen niederlassen: Das wird den Autowäschern Sonderschichten einbringen, und allen Zusatzarbeit - den noch nassen roten Dreck trage ich, ob ich will oder nicht, mangels Schuhabstreifer von der Terrasse ins Zimmer. Schöne Sauerei! Hoffentlich wird das Zimmermädchen da morgen aktiv.
Um acht Uhr wollen wir uns im Mezedopolio "Apanemia" (=Windstille) am Kastro zum Abendessen treffen.
Ich steige schon um Viertel nach sieben die Treppen zur Oberstadt hinauf, um dem Kastro einen Besuch abzustatten. Das Viertel, das ich in dessen unmittelbarer Nähe durchwandere, ist noch recht ursprünglich. Gepflegte Häuser wechseln sich ab mit halben Ruinen, viel Grün wächst auf Treppen und kleine Bäume zieren Ecken. Die obligatorischen Katzen fehlen natürlich auch nicht. Besonders hübsch ist eine Reihe von sechs Kapellen.
Die Burgruine selbst betrete ich durch ein tiefes, weiß gestrichenes Tor auf der Westseite. Drinnen erwartet mich ein margeritenüberwachsenes Plateau mit gepflasterten Wegen, Steinhaufen und niedrigen Mäuerchen. Eingerahmt auf der Westseite von hohen Mauern, meist mit leeren Fenstern. Auf den Süd- und Ostseite sind die Mauern eingefallen, so dass man einen Blick auf die Kirche Panagia Portaitissa werfen kann, und zum Fähranleger von Skala, der gerade von der wöchentlich verkehrenden Fähre "Stavros" angesteuert wird. Sie bleibt über Nacht und fährt morgen früh schon um sechs Uhr wieder Richtung Dodekanes.
Dominiert wird das Kastro von den beiden blaubekuppelten Kirchen: der großen Panagia tou Kastrou im Norden und der kleinen Agios Georgios im Süden. Sie sind gepflegt, aber leider verschlossen.
Leider ist das Licht wegen des trüben Wetters schon sehr dezimiert und diffus, ohne die gewünschten Effekte der Goldenen Stunde zu bringen. Da werde ich dem Kastro bei besserem Wetter wohl nochmal einen Besuch abstatten müssen.
Das Mezedopolio "Apanemia" hat dann leider geschlossen: in der Vorsaison ist es nur von Freitag bis Sonntag geöffnet, und so wird es mit dem Besuch für mich dieses Mal nichts werden. Schade, denn das gepflegte Haus mit den bunten Stühlen sieht sehr einladend aus, und auch Cornelia und Gerhard schwärmen von der Atmosphäre und den leckeren Mezedes..
So gehen wir zu Nikos Missfallen - er hat von der osternächtlichen Böllerei auf diesem Platz ein veritables Trauma davongetragen - ins "O Kouklos" bei den Windmühlen, das mit einer umfangreichen Speisekarte aufwarten kann. Die Speisen wären aber oft convenience, warnt Cornelia. Mit Feta Psiti, Kartoffelsalat und frittierten Käsebällchen machen wir aber nichts falsch, und der Wein ist auch in Ordnung. In einer windgeschützten Ecke können wir sogar draußen sitzen, warme Klamotten vorausgesetzt. Es bleibt weiter kühl und der Wind wird nach der heutigen Pause sogar stärker. Aber immerhin die Sonne soll morgen Nachmittag wieder herauskommen. Passend dazu wird unsere Parea Zuwachs erfahren.
*
Der Wind hat wieder zugelegt, es bleibt kühl. Und halb elf bin ich mit Cornelia und Gerhard oben bei den Windmühlen zu einer Wanderung verabredet. Als ich eben die Treppen hinauf in Angriff nehmen will, sehe ich eine sich nähernde Fähre: die "Nisos Kalymnos" kommt auf einem ihren zwei wöchentlichen Besuche von Kalymnos. Das muss ich mir natürlich angucken. Drei Stunden zwanzig braucht sie für die Überfahrt, und natürlich kann man die Tickets nirgends im Voraus buchen. Warum auch? Ausgebucht ist sie nie, und eine zuverlässigere Fähre gibt es sowieso kaum. Allerdings ist sie mit Baujahr 1988 auch schon etwas älter und anfälliger.
Die Anlegezeit beträgt kaum fünf Minuten. Das reicht zum zügigen Ent- und Beladen. Nur ein Passagier, ein Mann mit Fahrrad und leichtem Gepäck, verlässt das Schiff. Und dann haut es auch schon wieder ab.
Netterweise holen mit Gerhard und Cornelia, denen ich meine Verzögerung gesimst hatte, nun schnell am Hafen mit dem Auto ab. Sie können so auch gleich einen Termin für die Autowäsche an der Tankstelle oberhalb meines Quartieres vereinbaren - mit so einem dreckigen Auto will auch auf Astypalea niemand länger als nötig herumfahren. Morgen, früher geht es nicht, der Ansturm ist zu groß.
Unser Ausgangsziel für die heutige Wanderung ist Agios Konstantinos südlich von Livadi. Den Strand hat EBD (European Best Destinations, ein Ableger von EDEN European Destinations of Excellence), gerade unter die 22 schönsten Strände Europas gewählt. Das sei Astypalea gegönnt, und der Strand ist auch nett, aber unter dem bedeckten Himmel eher unscheinbar. Das Beste daran ist der Hintergrund mit dem Kastrohügel. Warum nun gerade er ausgewählt wurde, dürfte das Geheimnis der EBD bleiben. Oder sollten da Fakelakia geflossen sein?
Die Strandbar ist natürlich noch nicht geöffnet und der Strand bis auf eine schwarze Hündin, eine Freundin von Niko, verlassen. Blassrosa malvenblättrige Winden bedecken den Boden am Rande des Parkplatz.
Wir wollen von hieraus zur Kapelle Agios Savvas wandern, und in einer Schleife am Echili-Hügel wieder zurück. 5,4 Kilometer Entfernung und 200 Höhenmeter wird meine App dafür später ausweisen.
Von Agios Konstantinos geht es an der namensgebenden Kapelle vorbei und auf einem Fußpfad entlang oberhalb der Steilküste. Kleine Buchten mit Stränden liegen uns zu Füßen. Auch hier tupfen die
Winden die steinige, von einem zartgrünen Hauch überzogene Landschaft. Sie ist zerteilt von mit viel Materialaufwand und Mühe angebrachten und dank ihrer Höhe unüberwindbare Zäunen. Ihr tiefer
Sinn erschließt sich uns nicht: Ziegen gibt es offenbar auf beiden Seiten. Vielleicht nur die Aktion eines Wanderhassers?
Gerhard hat die Zange vergessen und fummelt sich an einem vermeintlichen Tor die Finger wund. Aber sein Ehrgeiz ist geweckt: Wäre doch gelacht, wenn wir da nicht durchkommen! Und er schafft es.
Astypalea macht es den Wanderern nicht leicht: Erst die nächtliche Anreise. Dann die schlechten Fahrpisten (von fehlenden Bussen in der Vorsaison ganz zu schweigen) und die mangelnde Markierung
von Wanderwegen. Und schließlich das Zaundickicht. Statt euch auf PR-trächtiges Greenwashing zu verlegen, guckt doch mal auf die Nachbarinsel Amorgos, wo man ein Dutzend offizieller und
markierter Wanderwege für Gehfreudige bereit hält, die sich dort im Frühjahr tummeln, dass man sich fast in den Alpen wähnt. Aber Astypalea bleibt lieber wild und unnahbar. Gut, auch eine
Möglichkeit des Marketing. Aber nicht meckern, wenn dann die Gäste nicht wiederkommen.
Wir queren einen Hang auf einem ausgesetzten Geröllpfad (da bin ich froh an meinem Wanderstock), und können unser erstes Ziel, die Kapelle des Heiligen Savvas, wenig später vor uns sehen. Da sie nicht weiß getüncht ist, versteckt sie sich steingrau vor einer Felsenwand. Etwa eine Stunde haben wir ab Agios Konstantinos gebraucht.
Die Kapelle ist geöffnet, aber einfachst ausgestattet. Wir lassen uns daneben zum Vespern nieder.
Von der Kapelle führt der Weg erst ein kleines Stück zurück und dann entlang eines Felsenkammes steil hinauf. Gerhard hat der Weg bei früheren Wanderungen getrackt, das hilft sehr. Mit etwas gutem Willen kann man in den gelegentlichen Steinhaufen Wegweiser erkennen. Wir erreichen nach einer Viertelstunde ein steiniges Felsenplateau mit Mauern und Hausruinen, das wir überqueren. Der Blick gen Westen zur einem weiten Hochtal in Steingrau-Oliv, nur eine helle Kapelle mit drei Bäumen unterbricht die Monotonie.
Der Fußweg führt nun nach Überwindung eines weiteren Zaunes auf eine Fahrspur Richtung Westen, wir folgen ihr und wandern in einem weiten Bogen nun gen Nordwesten. Bald haben wir wieder den Blick auf die Chora in der Ferne, und rechts einen ummauerten Hain mit Mandelbäumen. Kurz darauf stoßen wir auf die Straße nach Agios Konstantinos, die entlang eines fruchtbaren Tales ostwärts zur Küste führt und der wir nun zum abgestellten Auto folgen. Gegen 14 Uhr schließt sich dort unser Kreis.
Um diese Zeit müsste das Flugzeug von SkyExpress in Athen schon gestartet sein, das wenig später hier landen soll. Mit ihm mein langjähriger Reisegefährte Theo, und außerdem liebe Bekannte: Konrad und Gattin Margarete aus Köln. Sowie eine mir unbekannte Lore, Freundin deutscher Teilzeit-Astypalioten (und Bekannter von Cornelia und Gerhard), die eigentlich jetzt hätte hier sein sollen, aber letzte Woche beim Wandern zum Strand von Agios Ioannis durch einen Unfall samt Beinbruch zur Rückkehr in die Heimat gezwungen waren.
Zufällig versammelt sich also für die nächsten Tage eine wachsende deutsche Parea auf Astypalea. Theo, Konrad und Gretel haben sich schon am Vormittag in Rafina kennengelernt, wo alle im Hotel "Avra" übernachtet hatten. Kein Zufall, sondern dem kostenlosen Transferservice des Hotel geschuldet.
Wir haben uns alle für den Abend um halb acht im "Ageri" verabredet, aber ich lasse es mir natürlich nicht nehmen, die Neuankömmlinge zu empfangen. Theo wohnt preiswert bei Taxifahrerin Kiki im "Arhondiko", Konrad und Gretel edler im "Kallichoron", beide Quartiere liegen nahe beieinander westlich der Windmühlen. Nach einem schnellen Omelette im "Notos" erwarte ich sie, und sie trudeln auch miteinander ein. Und haben die Sonne mitgebracht, denn der Himmel hat sich endlich blau eingefärbt.
Schön, sich wiederzusehen! Es gäbe viel zu schwätzen, aber das muss ja nicht alles jetzt sein. Und die Neuankömmlinge müssen sich ja jetzt nach teilweise strapaziöser Anreise (die erste Etappe mit der Bahn zum Flughafen ist oft die heikelste) erst mal häuslich hier einrichten. Sie werden eine Woche bleiben.
Abgesehen davon bin ich deutlich unterbadet, und dem will ich nun Abhilfe schaffen. Ich wandere also die Stufen hinab zum "Vithos", und teste den dortigen Strand, den ich über ein paar Stufen von meinem Quartier aus erreichen kann. Er ist noch nicht für die Saison präpariert - dies wird übermorgen geschehen - und auch die Wassertemperatur von 17 bis 18 Grad verkürzt den Aufenthalt im Meer. Aber eigentlich ein prima Plätzchen für einen schnellen Schwimm am Morgen. Hatte ich bei der Buchung gedacht, aber es wird bei diesem einmaligen Baden bleiben.
Um 18 Uhr bin ich dann mit Theo auf einen Ouzo an den Windmühlen verabredet. Wir gehen auf einen Ouzo ins "O Kouklas". Später verlagern wir uns zwecks Abendessen mit der Gruppe ins benachbarte "Ageri". Gutes Essen zu fairen Preisen, meine Portion Lachanodolmades ist riesig, und auch die anderen sind zufrieden. Erst gegen 23 Uhr gehe ich wieder meerwärts zum Quartier.
Morgen möchte ich dann mal solo wandern - man trifft sich dann schon irgendwo.