Mit dem kleine Katamaran "Dodekanisos Pride" waren wir in 4 Stunden von Rhodos nach Leros geflitzt – die Überfahrt war viel schöner als gedacht, da der kleine Katamaran ein Deck hat, bei dem man
sich auch während der Fahrt im Freien aufhalten kann – der Fahrtwind ist aber ziemlich stark. Macht Laune, dieses (mit 37 Euro p.P. nicht ganz billige) Inselspringen! Allerdings fuhr die Fähre dann
auf Leros doch nicht wie erwartet Agia Marina an, sondern Lakki. Mit einem Taxi ließen wir uns nach Panteli bringen, der Taxifahrer setzte uns vor dem Hotel "Cavos" ab, wo wir die Auswahl zwischen
einem kleinen, seitlichen Zimmer im unteren Gebäude für 25 Euro hatten und einem größeren Zimmer mit Kochecke im oberen für 30 Euro – wir wählten das obere Zimmer und waren sehr zufrieden mit unserer
Wahl.
Panteli in der Vorsaison ist ein kleiner, ruhiger Fischerort (jede Menge Kaikis bringen auch tatsächlich noch Fisch mit heim) ohne tollen Strand (an dem vergnügten sich vor allem die einheimischen
Hunde), aber mit 3 sehr guten Tavernen: "Patimenos", "Zorbas" und "Psaropoula" – die Wahl fiel uns jeden Abend schwer, denn es schmeckte alles sehr gut zu fairen Preisen, mit netten Gastgebern, und
der offene Rotwein war ausgesprochen süffig. Dazu dann noch Vollmond über der Bucht – was brauchten wir mehr?
Unseren ersten Ausflug machten wir per pedes hinauf zum Kastro, vorbei an den schön restaurierten, allerdings ein wenig leblos und steril wirkenden Windmühlen. Schön der Blick auf die blaue Bucht von Panteli, den sich das Tal hinaufziehenden und dort mit Platanos verwachsenden Ort, dann auf der anderen Seite die große Bucht von Agia Marina/Alinda. Der äußere Ring des Kastro war bis 12.30 Uhr geöffnet, so konnten wir hinein und uns auch die Kirche mit einem Minimuseum im Seitenflügel ansehen. Die Hauptburg kann man leider nicht besichtigen, laut Reiseführer wird sie militärisch genutzt, mir erschien aber, dass sie restauriert wird und dann vielleicht auch bald zu besichtigen ist.
Der Stufenweg ging es dann hinunter nach Agia Marina, am zentralen Platz in Platanos vorbei. Agia Marina machte einen eher schläfrigen, vorsaisonalen Eindruck, von Bauarbeiten am Hafen und hinter
der Kirche abgesehen. In der Taverne "Milos" an der im Wasser stehenden Windmühle gab's zur Stärkung einen leckeren griechischen Salat. Dabei kann man dem Wimmeln der Fische in dem sehr flachen
Wasser vor der Mühle zusehen – ob die da ihre Fische ganz frisch holen?
Dann weiter die Bucht lang über Krithoni nach Alinda. Der Soldatenfriedhof aus dem 2. Weltkrieg am Ortseingang bemerkten wir erst auf dem Rückweg – macht einen ganz still.... Der Strand bei
Alinda ist ganz schön, aber das Meer hatte mit 18°C noch nicht die richtige Badetemperatur, und wir waren froh, im ruhigeren Panteli untergekommen zu sein. Das Museum im Bellenis Tower war
geschlossen, auch ein paar Tage später standen wir vor verschlossener Türe obwohl wir während der beschilderten Öffnungszeiten dort waren. Vorsaison.
Auf dem Rückweg schrieben wir uns in Platanos die Busfahrzeit ab – aber schon am nächsten Tag erfuhren wir, dass Busse nicht danach fahren: wir wollten nach Lepida, und von dort nach Xerokambos
(auch Xirokambos) zu wandern, über die Kapelle Panagia sto Kastrou (beschrieben im Wanderführer von Dieter Graf: Samos, Patmos, nördliche Dodekanes). Dann eben ein Taxi dorthin, für 5 Euro
absolut erschwinglich. An den ehemaligen Offiziersgebäuden der Italiener, die heute für die psychiatrische Anstalt genutzt werden, geht es los. Unheimlich ruhig dort, die Häuser liegen zwischen
den Bäumen wie ein Dornröschenschloss, das abgesperrte Gelände wirkt verwildert – dort soll die Psychiatrie sein, die zum schlechten Ruf der Insel Leros beigetragen hat und wegen der
menschenunwürdigen Zustände dort 1989 Aufsehen erregt hatte? Auch auf dem Rückweg sehen oder hören wir dort niemand.
Von der schnell erreichten Kapelle Panagia tou Kastro müssen wir ein Stück des Weges zurück und beruhigen den kläffenden Hund wie im Wanderführer empfohlen indem wir demonstrativ einen Stein aufheben. Dann eine Piste entlang, hinter einem Hof wird der Weg pfadlos, (viele Wege und keiner, das kennen wir schon) führt ein blühendes Oleandertal entlang, schliesslich versperrt uns ein Pferch mit Ziegen den Weg, den die Hirten aber gleich für uns öffnen und uns durchlassen. Dann sind wir in Xerokambos – menschenleer, aber größer als wir dachten. Wir gehen auf der Straße die Küste entlang bis zur Kapelle Panagia tis Kavouradenas (die "Maria von den Krebsen", von denen es dort besonders viele geben soll), die schön am Meer liegt.
Unterhalb hat es zwei kleine Badeplätze, der eine ist schon belegt von einem Pärchen, wir nehmen den vorderen. Aber mit mal gerade 18°C ist uns das Wasser zu kalt zum Baden, weiter als bis zu den
Oberschenkeln komm ich nicht rein, und es hat auch reichlich Steine im Wasser. Da kommt ein Passagier-Kaiki angeschippert, muss die tägliche Verbindung von Kalymnos/Myrties nach Leros/Xerokambos
sein. Ansonsten soll ja heute Streik der Fähren sein, aber das haben wir auf Leros eh kaum welche gesehen, nur Flying Dolphins. Zurück im Ort wollen wir in der Taverne was essen, aber leider gibt
es nichts, nur Getränke – die Wirtin muss erst einkaufen...
So lange können wir nicht warten, trinken nur was, legen uns dann ein wenig an den Strand, aber wegen der kühlen Windes frieren wir schnell. Bus kommt keiner, Taxi ist auch keines zu sehen. So
viel sind wir heute eigentlich noch nicht gewandert, also sind wir auf der Straße zurück nach Lepida und weiter nach Lakki – immer die Bucht entlang, was sich ganz schön zieht und an den
Ausläufern von Lakki nicht wirklich schön ist. Links liegen viele Segelyachten – auf dem Trockenen, von weitem haben wir nur die Masten gesehen und es für eine Marina gehalten.
In Lakki angekommen bummeln wir ein wenig herum, alles ein wenig überdimensioniert und unbelebt. Ist aber auch noch Nachmittagszeit. Wir beobachten, wie die Polizei einen Motorradfahrer ohne Helm
anhält und ermahnt – deshalb fahren die meisten Zweiradfahrer hier mit Helm, wir hatten so was bereits vermutet. Nach einem Frappé fahren wir mit dem Taxi zurück nach Panteli.
Da der Strand von Panteli nicht wirklich verlockend ist, möchte ich mir mal den von Vromolithos ansehen. Die Straße vor dem Café "Kastelli" scheint nach Vromolithos zu führen, ist aber von
Baggern aufgerissen, dort werden Rohre verlegt. Zu Fuß komme ich aber allemal vorbei, bin aber überrascht, dass die Piste schon nach wenigen Metern in der Kurve an einem Steilabfall endet! Auf
der Karte im Reiseführer ist hier eine Straße eingezeichnet, ist diese vielleicht abgebrochen, oder war sie nie existent? Nicht mal ein Pfad führt hinüber ins nahe Vromolithos, ein Mann
weist nach oben auf die Straße – ich verzichte auf den Abstechern nach Vromolithos.
Dafür wollen wir eine weitere Wanderung unternehmen: von Lakki über Merika nach Drimonas und Gourna, vorbei an der schönen Kirche von Agios Petros. In Lakki gehen wir nach Westen am Anleger der
Fähren vorbei und kommen schnell nach Merika, wo es seit 2005 in einem Tunnel, den die Italiener während des 2. Weltkrieges gegraben haben, ein Kriegsmuseum gibt. Daneben wird an der Baustelle
eines großen Gebäudes gebaut, sieht aus wie ein Theater – was hier wohl entsteht?
Auf einem Hügel eine nette kleine Kapelle, unverputzt und steinfarben, mit flacher roter Kuppel, sicher ziemlich alt. So genau wissen wir nicht wo der Weg entlanggeht, nehmen aber von dort eine Piste durch einen Hohlweg, dann durch einen schönen Kieferwald bergauf, Spinnennetze hängen über dem Weg. An einem Bauernhof links sehen wir schließlich in einiger Entfernung eine weiß-blaue Kapelle auf einem Hügel – das muss die Kapelle Profitis Elias sein (hier keineswegs der höchste Berg). Durch große Getreidefelder wie ich sie auf den griechischen Inseln selten gesehen habe, geht es dorthin. Einen schönen Blick hat man von dort, aber das vorläufige Ziel, die Kirche von Agios Petros, können wir nicht ausmachen.
An der Kreuzung unterhalb nehmen wir den mittleren Weg und sehen bald eine rote Kuppel über quaderförmigen Mauern – die unverputzte Kirche von Agios Petros, die schön über der Bucht von Gourna liegt. Ein schönes Plätzchen, und die Steine strahlen die Ruhe der Jahrhunderte aus. Daneben ein neues großes Gebäude mit Kirche – hier wird ein Kloster gebaut oder ist bereits fertig. Wir sehen es uns näher an – da kommt ein Geistlicher in Talar heraus, steigt ins Auto und braust davon. Also schon bewohnt obwohl wir noch Arbeiter sehen.
Ein Weg führt von dort hinunter nach Drimonas, damit wir nicht zu weit abseits kommen, biegen wir links in einen schmalen, sich beinahe auflösenden Weg ein, der uns unten an der Flanke des Berges bis zum südlichen Ende der Bucht von Gourna führt – auch hier eine Kapelle, dem Heiligen Georg gewidmet. Gegenüber auf der anderen Buchtseite können wir die fotogene Kapelle Agios Isidoros erkennen, sie liegt auf einer Felseninsel in der Bucht, verbunden mit der Insel durch einen schmalen Damm. Dahinter auf dem Bergrücken 7 große Windräder, die sich stromerzeugend drehen. Bis ans andere Ende der Bucht ist es uns doch zu weit, wir gehen auf der wenig befahrenen Straße in Hoffnung auf eine geöffnete Taverne immer die Bucht entlang nach Norden, das zieht sich ganz schön, dieses Bucht-lang-laufen.
In Drimonas haben wir kein Glück, die Taverne an der kleinen Marina ist noch zu. Erst ein Stück weiter vor Gourna hat ein Periptero geöffnet, wir stürzen ein kaltes Getränk hinunter – ganz schön warm heute! Dann entdecken wir am flachen Strand von Gourna einen nette Taverne, essen einen Choriatiki Salata. Eigentlich ist es von hier Luftlinie gar nicht so weit nach Panteli zurück, aber auf der Straße, und dann wieder die Bucht lang über Alinda und Platanos – ach nein. In der Taverne bestellt man uns gerne ein Taxi, dass uns wenig später für 4 Euro zurück nach Panteli bringt.
Schade dass wir es in den Norden der Insel nicht schaffen, aber am nächsten Tag möchten wir gerne weiter nach Agathonisi, mit der "Nissos Kalymnos", die montags, mittwochs, freitags und sonntags zwischen Kalymnos und Samos pendelt - die anderen Tage fährt sie nach Astypalea, da möchte ich ja eigentlich auch gerne mal wieder hin...
Aber auch Leros werden wir gerne wieder besuchen, wir nehmen nur positive Eindrücke von dieser verrufenen Insel mit.
erlebt im Mai 2006