Via Chania nach Sougia

Es ist noch stockdunkel als die „Vitsentzos Kornaros“ gegen halb sechs Uhr am frühen Morgen im Hafen von Kastelli Kissamos anlegt. Wir sind schon eine Weile wach – dank angeregter Dialoge der mitreisenden Kreterinnen. Durchdringende Stimmen.

 

Wir gehen von Bord, und da der Fährhafen von Kissamos gut drei Kilometer außerhalb des Ortes liegt, und es meines Wissens keine Busse dorthin gibt, müssen wir wohl oder übel ein Taxi nach Kissamos nehmen. Es steht sogar eines da, und das ist frei! Acht Euro will der Fahrer für die kurze Fahrt haben, und so sind wir schon um dreiviertel sechs Uhr an der nächtlichen Platia in Kissamos ohne nochmals eine Blick zurück geworfen zu haben. Kissamos sieht irgendwie größer aus als ich mir vorgestellt habe, wobei das im Dunkeln täuschen kann.

Und nun?

Plan A sah vor, hier ein paar Stunden zu warten bis eine zivile Uhrzeit erreicht ist, dann ein Quartier zu suchen und zwei oder drei Tage hier zu bleiben, um einen Abstecher nach Gramvoussa zu machen. Da wir aber eigentlich auch noch nach Sougia und nach Sfakia wollen, man bei jedem Transfer per Bus fast einen Tag verliert, und nur noch eine gute Woche Zeit haben bis zum Rückflug, beschließen wir einfach, Kretas Nordwesten auf den nächsten oder übernächsten Besuch zu verschieben. Dann vielleicht mit Tagesausflug nach Antikythira. Die Reiseziele laufen ja nicht davon….

 

Von Kissamos kann man nicht direkt nach Sougia fahren, wir müssen zuerst nach Chania und müssten dort dann am frühen Nachmittag mit dem Bus weiter können. Ich mag Chania, und der Gedanke, dort ein paar Stunden zu verbummeln, gefällt mir. Als um sechs Uhr ein Bus nach Chania kommt steigen wir ein. Die Gegend um Kissamos und Kolymbari, Maleme und Platanos fliegt in der dunklen Nacht  an uns vorbei, und ein kleines Nickerchen muss auch mal sein, der Nachtschlaf war kurz.

 

Um sieben Uhr quält sich der Bus durch die Straßen von Chania. Am Busbahnhof ist schon einiges los, etliche Rucksackträger sind unterwegs – wollen sie in die Samaria-Schlucht? Mhh, mal sehen ob ich das in diesem Urlaub auch schaffe.

Wir geben unsere Trolleys in der Gepäckaufbewahrung am Busbahnhof auf, drei Euro zusammen. Der nächste Bus nach Sougia fährt um 14 Uhr, da haben wir nun sieben Stunden Zeit. Die Sonne ist immer noch nicht aufgegangen, aber erste Konturen zeichnen sich blauschwarz ab. Wir gehen zum venezianischen Hafen hinüber. Die Straßen sind noch leer, die Läden geschlossen. Wir erkennen die sonst so trubelige souvenir- und tshirtbehängte Chalidon-Straße kaum wieder.  Vorne am Hafen liegt das Meer so rosa-ruhig in der frisch aufgegangen frühen Morgensonne, wir setzen uns auf eine Bank und lassen den Tag kommen.

Langsam wird es geschäftiger. Glasbodenboote, Getränkelieferungen, erste Touristengruppen.

Nach einem üppigen Frühstück in einem Café an der Hafenplatia (hier treffen sich auch die Einheimischen auf ihren morgendlichen Nescafé mit Zigarette) bleiben wir sitzen und beobachten weiter. Was ein Glück, dass wird weder kurzbehost noch in geführten Gruppen desorientiert hier herumlaufen müssen. Der Auftrieb unterscheidet sich kaum mehr von Rhodos‘ Altstadt, nur die Kellner sind hier nicht so aufdringlich.

 

Es wird warm. Irgendwann bummeln wir dann auch durch die Straßen der Altstadt, es gibt echt schöne Läden hier, vor allem auch ein paar interessante Buchläden. Die zunehmende, schwüle Hitze macht uns aber zu schaffen.  Schatten und Kaltgetränk ist angesagt, leider scheint es das Café auf der Fortezza nicht mehr zu geben, mit dem Boot, das hinüberpendelte. So gehen wir den Hafen entlang ganz nach Osten, vorbei an den Arsenalen, und enden an einem weiteren Arsenal, in dem ein Museum untergebracht ist, Schifffahrt oder so. Sieht etwas unfertig aus, vielleicht ist es doch nur eine Werft.

Überall sind Leute, die Kutschen dazwischen, die vor der ehemaligen Moschee stehen und doch ab und zu eine Fahrt ergattern. Nach den ruhigen Tagen auf Kythira ist uns das zu viel. Hoffentlich ist es an der Südküste ruhiger, wir haben uns extra gegen Paleochora und für Sougia entschieden weil Sougia uns als ruhig und beschaulich geschildert wurde.

Schon lange vor 14 Uhr sind wir deshalb wieder am Busbahnhof, holen das Gepäck ab und kaufen die Tickets (€ 6,50 pro Person). Es ist viel los, im Warteraum ist es warm und stickig, draußen sind alle Sitzplätze belegt, eingeräuchert von den Busabgasen. Griechenland pur. Eine üppige junge Griechin geht vorbei, der Rock, den sie trägt, ist nur eine gute Handbreit breit, drüber und drunter quellen die Schwimmringe. Eine ältere Kreterin ist von diesem Anblick genauso fasziniert wie ich, wir tauschen Blicke aus, müssen fast lachen. Wie meinte die Cousine: junge Griechinnen (und nicht nur junge) neigen dazu, Klamotten mindestens eine Größe kleiner zu tragen als sie tatsächlich benötigen würden.

 

Kurz darauf wird unsere Busnummer aufgerufen, wir steigen ein und die Fahrt geht los. Bis wir aus dem Verkehrsgewühl von Chania draußen sind dauert es etwas. Dann geht die Fahrt zügig süd- und bergwärts. Wird kurviger, und ich bereue es, nichts gegen Reiseübelkeit genommen zu haben. Der Busfahrer scheint übrigens aus Thessaloniki zu sein, nun läuft schon zum zweiten Mal die CD mit lauter Saloniki-Titeln. Kretische Musik wäre mir weit lieber, aber was will man gegen Heimweh ausrichten?

Nach etwa einer Stunde sind wir auf der Passhöhe bei Seli, von nun an geht es wieder bergab.

Kurz darauf am oberen Schluchtausgang der Agia Irini-Schlucht steigt ein Trupp bestöckter Wanderer ein, sie sind wohl die Schlucht hinaufgewandert. Von hier aus braucht der Bus noch über eine Dreiviertelstunde bis Sougia – die Schlucht muss verdammt lang zu sein, eigentlich wollten wir sie auch durchwandern, upps. Zum Glück scheint das doch eher an der Straßenführung zu liegen als an der Entfernung, der Bus umkurvt jeden Stein, hält an jeder Ziege, mir wird auch schon wieder ganz schlecht. Ich bin froh als wir nach zweistündiger Fahrt endlich am Ziel sind, in Sougia.

 

Das ist also Sougia. Sieht überschaubar aus.

Der Himmel ist grau, es wird doch nicht noch regnen? Der Bus hält im Ort unten am Strand, beim Herunterfahren auf der Stichstraße hab ich einige potentielle Übernachtungsmöglichkeiten gesehen. So lasse ich die Mutter samt Gepäck an der Bushaltestelle und marschiere zurück. Aus dem MM-Führer habe ich mir „Captain George“ ausgesucht und auch vorhin gesehen, ein gutes Stück vom Strand zurückgesetzt, wird wohl nix werden mit Meerblick. Der Garten um die Pension beeindruckt durch den echten, grasgrünen Rasen, eine laute Gruppe deutschsprachiger Leute sitzt an einem Tisch darin. Wir werden es noch überdeutlich merken: in Sougia spricht man Deutsch in allen alpen- und flachländischen Dialekten. Tja, wir sind auf Kreta, ti na kanume. Und selbst schuld…. Bei der Pension muss man klingeln damit jemand kommt, der Kapitän selbst ist es. Allzu gesprächig ist er nicht. Er hat zwei Zimmer zur Auswahl, für 35 respektive 40 Euro die Nacht. Ich entscheide mich für das teurere, Richtung Meer (nein, Meerblick hat man nur ein Fitzelchen ganz rechts) und mit Kitchenette, Fliegengittertüre, Doppel- und Einzelbett sowie einem großen Miefquirl an der Decke. Ich hole die Mutter nach, wir entspannen uns erst ein wenig, die Füße endlich von den Schuhen befreit (Achtung, Gasalarm). Laut Preisaushang an der Türe geht hier die Hauptsaison übrigens von 1. Juli bis 30. September! Hauptsaison im September – das gibt es nur auf Kreta….

Später, gegen viertel, halb sieben Uhr, als die Fähre von Agia Roumeli kommt, gehen wir Richtung Anleger am westlichen Ortsrand zum Gucken. Es hat sehr starke Brandung (Südwind!), und die Fähre „Samaria“ legt deshalb nicht am Anleger an, sondern am Kiesstrand daneben. Nicht so viele Leute kommen vom Schiff, ein Bus steht bereit, und es fängt an zu regnen. Gleichzeitig ist es recht warm, ein unangenehmes Südwind-Wetter. Zwei Mini-Märkte haben wir in Sougia zur Auswahl, und decken uns mit Proviant für die nächsten Tage ein. Das Leitungswasser sollen wir nicht unbedingt trinken, sagte uns die Frau des Captains, also wieder Wasserflaschen schleppen. Und uns eine der zahlreichen Lokalitäten für den Abend raussuchen, am besten einen, wo man regengeschützt sitzt. Zuerst aber noch Duschen und Ouzo, es ist so schwül, man schwitzt nach dem Duschen gleich wieder. Der Deckenventilator schafft ein wenig Erleichterung.

 

In Sougia geht man früher essen – mitteleuropäische Sitten. So finden wir nach 20 Uhr im „Rembetiko“ nur noch einen Platz ohne Regendach, glücklicherweise hat der Regen aufgehört, wir hoffen, er fängt nicht wieder an.  Ich bestelle auf Griechisch und merke kurz darauf: die Bedienung spricht Deutsch, ist wohl Deutsche. Das Essen ist das beste, das wir in diesem Urlaub bisher bekommen haben: Skordalia, Kaninchen-Stifado, Leberstifado. Den kostenlosen Rakí hinterher können wir gut brauchen! Die Preise sind hier übrigens auch recht günstig, 24 Euro fallen an für das Abendessen. Zur Verdauung gehen wir nochmals zum Strand hinunter, vorbei an mehreren Tavernen. Die sind alle voll belegt, und dabei gar nicht klein! Der Ort scheint noch sehr gut gebucht zu sein, tagsüber haben wir nicht annähernd so viele Leute gesehen, wo treiben die sich denn herum? Mal sehen wie es hier morgen ist.

 

*

 

Wir gönnen uns langes Ausschlafen, was wegen der Schwüle nicht ganz die gewünschte Erholung bringt. Die grauen Regenwolken haben sich aufgelöst, der Himmel ist blau, und die Sonne sticht schon wieder unbarmherzig. Der schattenlose Balkon ist deshalb für das Frühstück nur eingeschränkt zu empfehlen – zu heiß!

 

Dennoch ist die Brandung nach wie vor so stark, dass am Strand bei dem Baywatch-Häuschen die rote Flagge weht, die vor dem Baden warnt. Vielleicht gibt es auch Unterströmungen. Die Fähre nach Agia Roumeli legt erneut am Strand an. Geschützt liegt der kleine Bootshafen am westlichen Promenadenende, die Wellen schlagen immer wieder über die Mole. Ausflugsverkehr? Heute nicht….

Der Wanderweg nach Lissos geht hier ab, sollen wir uns den vor den Nachmittag vornehmen? Soll laut MM gut sein zur Einstimmung, ist mit 75 Minuten ausgeschildert, also nicht zu weit. Oder sollen wir um 12 Uhr den Bus zum oberen Eingang der Agia-Irini-Schlucht nehmen? Nur sonntags fährt er so spät, sonst schon um 7 Uhr. Ach nein, wir lassen es ruhig angehen, und entscheiden uns für Lissos.

 

Lissos war eine antike Stadt, eine Tempelruine und diverse Mauerreste zeugen noch davon. Eine Quelle soll es dort geben, müssen wir nicht so viel Wasser mitnehmen. Gegen Mittag wandern wir los, es ist so warm, dass wir sehr froh sind, dass das erste Stück in einer schattigen Schlucht verläuft. Der Weg, der hier auch Teil des Europäischen Fernwanderwegs E4 ist, ist gut zu finden.

Die Felsenwände rechts und links werden höher, bis 50, 60 Meter schätze ich. Eindrucksvoll, auch die Schichtung des Gesteins! Unten reichlich Vegetation, Kiefern, Oleander, Büsche. Wasser führt das Bachbett aber keines. Nach einer knappen halben Stunde führt der Weg durch einen lichten Kiefernwald links aus der Schlucht hinaus auf ein Hochplateau. Der steinige Untergrund ist hier nur von einigen niedrigen Büschen und Frygana unterbrochen, und unendlich vielen Meerzwiebeln. Die Sonne knallt so unbarmherzig auf uns nieder, rote Erde weist den Weg.

Nach genau einer Stunde seit dem Hafen von Sougia liegt unter uns das breite Tal von Lissos mit einer, nein, zwei Kapellen, einigen Mauern, einer kleinen Strandbucht. In einer Viertelstunde führt der Weg hinunter ins Tal, man muss sich auf die Markierungen konzentrieren damit man nicht fehlgeht, und wir wissen jetzt schon: das wird nachher hart, hier wieder hinaufzugehen, denn es ist steil, der Untergrund gelegentlich lose, und die Hitze steht hier.

 

An der Ruine des Asklepion-Tempels mit einem schönen Bodenmosaik (leider eingezäunt) erreichen wir den Talgrund, es empfiehlt sich, sich hier einmal umzusehen und sich zu merken wo der Weg hinaufführt. Ein junger Mann kommt uns entgegen, er sucht den Weg und fragt, wie weit es bis Sougia ist.  Überhaupt sind wir einigen Wanderern unterwegs begegnet, unterwegs auf dem Fernwanderweg, oder auf Teilstücken wie wir. Etwas weiter links im Tal finden wir die Quelle und dabei ein kleines Häuschen mit Hängematten, Sitzplätzen und verfressenen Ziegen. Mehrere Wanderer rasten, haben sich fast häuslich eingerichtet. Einen Aufseher soll es hier auch geben, der macht aber gerade Siesta. Das Quellwasser ist erfrischend köstlich, wir setzen uns auf eine hölzerne Bank und werden gleich von einer bernsteinäugigen Ziege ins Visier genommen.  Nein, sie kriegt nix!

Nach dem wohltuenden Päuschen sehen wir uns dann das Gelände genauer an. Eine Kapelle steht da, und die Türe ist offen. Sie ist mit verwitterten, aber noch erkennbaren Fresken ausgemalt, einen  heiligen Georg kann man gut erkennen. Eine Georgskapelle?  Irgendwo hatte ich gelesen, sie wäre dem heiligen Kyrikos geweiht. Besonders originell finde ich eine Halterung in Handform, schön blau angestrichen. Vor der Kapelle hat es einen Mosaikboden mit Schuppenmuster, wie alt er wohl ist? Lissos soll bis ins 9. Jahrhundert Bischofssitz gewesen sein.

 

Oberhalb der Kapelle ist der Asklepios-Tempel, ordentlich und stabil neu eingezäunt, aber mit einem Tor im Zaun, man darf also hinein solange man keine Ziege ist, und sich die Mosaikreste ansehen. Zu dem Heiligtum gehörte auch eine Heilquelle, es gab ein Theater, ein Aquädukt und Thermen. Sehr wenig ist heute noch davon zu erkennen, vieles verfällt, ist überwachsen. Wir gehen noch ein Stück Richtung Strand und können am rechten Hang Ruinen von Steinhäuschen sehen, es soll sich dabei um römische Grabkammern handeln. Leider sind wir zu faul, bis zum Strand vorzugehen (baden wollen wir schließlich nicht), so verpassen wir die zweite Kapelle, in der antike Säulenteile verbaut sind. Manchmal ist man ja blöd. Tja, da muss ich wohl noch mal hin.

Gegen drei Uhr machen wir uns auf den Rückweg. Es sind ganz schön viele Wanderer unterwegs hier, das ältere Paar, das vor uns aufgebrochen ist, rennt in einem schnellen Tempo, sie muss dann aber an jeder zweiten Kurve schweratmend und jammernd pausieren, und wir überholen sie wieder. Dann rennen sie wieder vorbei, und in der nächsten Kurve sehen wir uns wieder. Lästig. Irgendwann können wir sie abschütteln.

Die 150 Höhenmeter hinauf zum Plateau sind wie erwartet heftig, es ist jetzt noch heißer, auch oben. Gut, dass die Wasserflasche frisch gefüllt ist, aber das Wasser fließt uns aus den Poren wie wir es in uns hineinschütten. Man sollte hier lieber frühmorgens unterwegs sein. Und die Lust, mich mal an den E4 zu machen, vergeht mir. Vielleicht mit einem Grautier als Lastträger – Eselwandern boomt ja beispielsweise in Frankreich. Eine Marktlücke? Oder sind kretische Esel nicht wander- und touristenkompatibel?

Wir sind froh als wir den Schatten der Aleppokiefern erreichen und der Weg leicht abwärts führt. Nun haben wir uns zwei andere Wanderer eingefangen, die im gleichen Tempo gehen wie wir, immer etwas vor uns. Das wäre der Vorgeschmack auf die Samaria-Schlucht, unkt die Mutter, und ob ich das wirklich wollte? Ja, ich will in den nächsten Tagen durch die Samaria wandern, von Sougia aus ist es im Grunde optimal zu organisieren und die An- und Rückreisewege sind kurz. Zur Strafe für das Geunke rutscht die Mutter aus und fällt auf die Nase – glücklicherweise hat sie sich nichts getan!

 

Wieder unten in der Schlucht ohne Namen turnt eine hungrige Ziege in den Ästen eines Baumes herum, am oberen Schluchtrand und damit vielleicht zwanzig Meter über uns. Das kann auch für eine Ziege schiefgehen, schnell begeben wir uns aus der Gefahrenzone.

 

Zurück in Sougia gönnen wir uns ein Radler und einen griechischen Salat in einem der Cafés am Strand. Betrachten das Strandleben und das Badetreiben, dem auch die rote Flagge keinen Einhalt gebietet. Leichtsinn? Oder wissen die Leute alle, dass die rote Flagge hier dauerhaft zu flattern scheint, auch an den nächsten Tagen, in denen der Südwind und die starke Brandung nachgelassen haben. Ich trau mich zumindest nicht ins Wasser weil ich nicht gerne von der Brandung untergespült werde, und nur mal mit den Füßen rein ist nicht, es geht nur ganz oder gar nicht. Gar nicht demzufolge.

Die „Samaria“  muss später wieder am Strand anlegen statt am Anleger. Was würde eigentlich ein „richtiges“ Schiff mit Heckklappe machen, das das nicht kann? So wie das „neue“ Schiff der ANENDYK, die „Sfakia 1“? Die Schar der Schluchtwanderer ist heute beträchtlich, auch die Zahl der abholbereit stehenden Busse hat zugenommen. Sfakiaähnliche Ausmaße erreicht der Zulauf (vielmehr Ablauf) aber noch nicht.

 

Auf der grünen Wiese vor unserer Pension ist ein Ziegenbock mit beeindruckendem Gehörn  angebunden. Den Stall in der Grundstücksecke hatten wir bereits gesehen, allerdings leer. Der Bock gehört unsere Captain George, und es handelt sich nicht um einen gewöhnlich Ziege, sondern um ein Kri-Kri, eine kretische Wildziege. „Romeo“ heißt das Tierchen, und wenn ich dem Pensionsprospekt glauben darf, dann hat der Captain es von Hand aufgezogen, mit der Flasche. Sogar in seinem Bett dürfte das Böckchen schlafen (die arme Ehefrau!), und es posiert auf zig Fotografien, zum Beispiel auf dem Boot, in Lissos oder mit Gästen im Garten, die im Flur der Pension hängen. Später werde ich das Herrchen mit seinem Ziegenbock an der Leine durch den Ort ziehen sehen – ein bemerkenswerter Anblick!

Das Abendessen nehmen wir heute in der Taverne „Anchorage“ uns, und zwar, weil eine  deutschsprechende Frau uns Weintrauben anbietet als wir vorbeilaufen. Wobei: wir wollten da sowieso rein, das Tagesessen, Hühnchen in Zitronensauce, lockte. Es schmeckt ausgezeichnet, ebenso das Lamm aus dem Ofen. Vorspeise müssen wir wegen mangelnder Magenkapazität (der griechische Salat ist noch nicht lange genug her) streichen, so kommen wir heute Abend mit einer Zeche von 20 Euro, aber nicht ohne Loukoumades und Tsikoudia aufs Haus davon.

Man sollte sich wirklich länger in Sougia einquartieren, schon des guten Essens wegen!

Dann muss man die vielen Kalorien aber auch wieder abwandern!

Morgen wieder...