Erste Wintertage

Für den Donnerstag ist schlechtes Wetter prognostiziert: Regen, starker Wind, keine Sonne. Und es kommt auch so. Zum Glück soll es ab Freitag besser werden. Da ziehen wir unseren Aktionsradius heute eng, und erkunden die Chora. Barbara kennt Naxos ja noch gar nicht.

Zunächst aber genießen wir den Logenplatz unseres Quartiers. Um neun kommt die "Blue Star Naxos" zurück von Astypalea und Donoussa, und nach unserem Frühstück im Café "Rendezvous" schippert auch die "Express Scopelitis" auf ihren Stammplatz. Kaum eine Halbvoll Passagiere geht von Bord.

 

Eine Regenpause nutzen wir dann für einen Bummel hinauf aufs Kastro. Gut, dass wir in den nassen Gassen die Wanderstiefel angezogen haben - kleine Bäche ergießen sich über die Stufen und erinnern mich an einen Wolkenbruch, den ich vor ein paar Jahren Ende September hier erlebt habe.

Sind vorne an der Paralia einige Läden und Lokale geöffnet, so ist damit in der zweiten Reihe oder noch höher Fehlanzeige. Aber das kleine archäologische Museum im Kastro hat geöffnet, wir erschrecken durch unser Rütteln an der Türe die Aufseherin, die schnell aufschließt und uns das Licht in den Ausstellungsräumen anknipst. Ein Euro Eintritt wird fällig (halbe Winterpreise, ICOM-Mitglieder dürfen gratis rein), und ich versuche, mich daran zu erinnern, wann ich das letzte Mal hier im Museum war. Dürfte zwanzig Jahre her sein, aber geändert hat sich nichts. Außer dass das Museum zwanzig Jahre gealtert ist und jedem Erneuerungsversuch offenbar erfolgreich widerstanden hat: Sparsam sind die Exponate beschildert, teilweise mit abgestürzten Schildchen. Wir haben trotzdem unsere Freude an Kykladenidolen, Tonfigürchen und Kourosfragmenten. Und der Blick aus den rückwärtigen Fenstern auf die Zacken der Xylokastro-Kette und die kleegrünen Wiesenteppiche ist genial.

Tatsächlich besucht noch ein Touristenpaar ins Museum, aber wir werden in der ganzen Naxos-Woche nur selten auf andere ausländische Touristen treffen.

Danach verirren wir uns pflichtgemäß in den katzenreichen Gässchen der Oberstadt (Ariadne hatte damals das Labyrinth von Kreta mitgebracht), steigen hinab ins Burgos-Viertel, wo die verrammelten Läden kaum erahnen lassen, was hier im Sommer los ist. Das "Metaxy mas" kündet per Aushang an, am Freitag- und Samstagabend geöffnet zu sein, als einziges Lokal in dieser Ecke. Und in dem netten Minimarkt, der sich über die Gasse hinweg erstreckt, verkauft man süße lokale Clementinen und Orangen zum Spottpreis. Dazu eine Zitronenpresse aus Plastik für 1,30. Ab morgen werden wir das Frühstück Marke Eigenbau in unserer Loge einnehmen. Naxos-Graviera bekommt man im Laden der Landwirtschaftsgenossenschaft an der Paralia, oder in einem der beiden Spezialitätenläden an der Einfallsstraße.

 

Der Wind hat zugenommen, aber wir lassen uns vom Meer, das über den Verbindungsdamm spritzt, nicht davon abhalten, zur Portara zu gehen. Von hier aus ist die Sicht auf die Stadt am schönsten. Und natürlich das Marmortor - wann hat man das schon mal für sich alleine? Immer wieder imposant und wunderschön in der hellen Klarheit gegen den blau-weißen Himmel.

Ein Regenschauer treibt uns zurück ins Quartier. Wieso ist eigentlich die "Scopelitis" immer noch da? Es ist schon längst 14 Uhr vorbei, ihre in Marmor gemeißelte Abfahrtszeit ab Naxos. Zu windig?

Um Viertel nach drei kommt Bewegung in die Sache, die "Scopi" legt ab. Aber nur halbherzig, oder halboffen: die Ladeklappe nicht ganz geschlossen. Ein paar Minuten kämpft sie gegen Wind und Wellen, dümpelt unweit des Hafens, wirkt unentschlossen. Dreht schließlich eine kleine Runde, und kehrt an ihren Liegeplatz zurück. Heute will doch eh niemand nach Amorgos. Oder soll die Blue Star nehmen, am späten Abend. Und die kleinen Kykladen? Na, bei dem Wetter müssen sie unter sich bleiben, man wird es dort verkraften.

 

Morgen, in aller Frühe, wird das Fährlein heimlich und unbemerkt von uns ablegen. Aber da ist auch das Wetter besser. Deshalb haben wir uns im Vorbeigehen für morgen halb zehn bei Akrogiali Rent a Car einen Fiat Panda bestellt. Die wenigsten naxiotischen Autoverleiher sind auch im Winter aktiv, man muss mit dem vorhandenen Angebot vorlieb nehmen. Das ist bustechnisch nicht mal so schlecht wie befürchtet, allerdings jetzt winterferienmäßig zusätzlich ausgedünnt. Und entlang der strandigen Westküste geht eh nichts. Weil Lothar und Therese ihren Renault (oder war es ein Citroën?:-) ) von Syros mitbringen werden, reicht uns das Mietgefährt für zunächst einen Tag und 25 Euro.

Und heute gehen wir am späten Nachmittag noch durch das ausgestorbene Agios-Georgios-Viertel zum Strand. Eine lebensgroße Weihnachtskrippe samt Esel steht vor dem - natürlich geschlossenen - Lokal "Scirocco" an der kleinen Platia.

Am Strand ist logischerweise auch nichts los, außer den Wellen, die wie eine dicke Masse auf das sandige Ufer rollen. Die tiefstehende Sonne verleiht ihnen eine impressionistisches Flair. Und kaum am Strand, suche ich nach Naxos-Augen. Wieder vergeblich. Der stürmische Wind ist echt kalt, so dass wir uns nicht lange hier aufhalten. Kein Wetter für Strandspaziergänge, schnell zurück ins Warme.

Am Abend checken wir die Tavernenlage. Geöffnet sind das Fischlokal "Ammos" an der Paralia, ein paar der Psistarias und Cafés, und das "Sto Ladocharto" im ersten Stock über der Paralia. Dorthin gehen wir heute.

 

Das Gästeraum ist groß und an den Fensterplätzen eher mäßig warm, die Stuhlsitze kalt (gut, wenn man immer ein kleines Faltkissen dabei hat), die Karte vielversprechend. Wir ordern Zucchinisticks mit Skordalia, frittierte Auberginenschnitze mit Tsatsiki und das Tagesessen, Lammfrikassee. Die Portionen sind sehr reichlich und wohlschmeckend. Das Frikassee kommt in einer majiritsaähnlichen grünen Sauce, das Fleisch löst sich gut vom Knochen und ist nicht zu fettig. Der Rotwein schmeckt auch, dürfte aber etwas wärmer sein. Wir schaffen nicht alles, bezahlen insgesamt 30 Euro und bleiben nicht länger als nötig sitzen, denn es ist zu kühl und zugig vorne am Panoramafenster.

Dann hoffen wir mal, dass das Wetter morgen wirklich freundlicher wird.

Und es wird.

Am frühen Morgen regnet es noch etwas, aber als ich auf dem Weg zum Bäcker bin, kommt die Sonne heraus und spannt einen Regenbogen über den Hafen. Schön!

 

Um halb zehn nehmen wir den Fiat Panda bei der Autoverleiherin im Empfang. Mit gut 50.000 Kilometern nicht gerade ein Neuwagen, aber auch nicht so schlecht wie das mir einst dort angebotene Fahrzeug (das ich direkt zurückgegeben habe). Wanderschuhe haben wir im Gepäck, Badesachen nicht. Ein Fehler?

Die Verleiherin zeigt sich wenig glücklich, als ich ihr meine Pläne für heute eröffne: Unter anderem vom Pyrgos Chimarrou nach Süden bis ans Meer. Die Straße sei schlecht, und dort unten wäre wirklich nichts. Netter wäre es bei Agiassos, oder entlang der Ostküste nach Süden. Gut, das kenne ich beides auch nicht. Aber zum Pyrgos Chimarrou will ich unbedingt, den Rest wird man sehen.

Wir umfahren die einbahnstraßengeregelte Chora Richtung "villages" und biegen am Straßenteiler Richtung Galanado ab. Die Sonne strahlt jetzt vom Himmel und lässt das frische Grün der Kleewiesen knallen. Erster Fotohalt am Pyrgos Belonia. Grün, blau, weiß - wir werden schon fast trunken von Sonne und Farben, die wintermüden Seelen atmen auf. Der Pyrgos ist privat und geschlossen (wie auch alle anderen, an denen wir in den nächsten Tagen vorbeikommen), aber das imposante Gebäude in der grünen Landschaft, dahinter das Meer und Paros ganz nahe - ist das schön! So klare Sicht, so frische Farben - Winter auf Naxos.

Unser erstes Tagesziel ist der Dimitra-Tempel bei Sagri. Er liegt auf einem flachen Hügel inmitten fettgrüner Kleefelder und leuchtet vor dem Hintergrund des Lias fast schon surrealistisch. Eine unverputzte Kapelle flankiert ihn, Agios Ioannis Giroulas, byzantinisch und teilweise aus den Steinen des Tempels erbaut. Die Kapelle ist so verschlossen wie das kleine Museum, aber damit war zu rechnen. Der Tempel, oder das, was davon übrig ist, ist nicht groß, aber nett. Wie so oft wirken die Bauteile aus Marmor wie neu, was auch daran liegt, dass einiges bei der Rekonstruktion neu ergänzt wurde. Und was nicht direkt verwendet werden konnte, liegt ordentlich aufgereiht vor dem Tempel. Fast schon land art.

Ja, das war hier sicher ein passender Platz für einen Tempel der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter/Dimitra. Eigentlich müsste die Kapelle doch ihrem Nachfolger Agios Georgios geweiht sein, und nicht Agios Ioannis.

Ein Spatzenpaar wohnt als Untermieter in einem Loch der Tempelwand. Gute Wahl.

Der Rosmarin blüht violett in dicken Sträuchern, während die kleinen gelben Wucherblumen am Boden sich noch schwer tun.

Wir atmen das alles ein wie eine Kur. Tut gut!

Danach nehmen wir uns die Worte der Autoverleiherin zu Herzen und ändern unsere Pläne dahingehend, dass wir nach Agiassos fahren. Wir wollen ja ans Meer.

 

Vorbei geht es am Pyrgos Bazeos, der oberhalb der Straße in obligatorischer Verschlossenheit emporragt. Imposante Gebäude, diese Pyrgi. Ein paar merkwürdige Gerätschaften in der Umgebung sind offenbar Kunst - im Sommer soll der Pyrgos als Galerie fungieren. Dahinter führt ein Weg zur Höhlenkirche Kaloritissa und weiter auf den Lias (Profitis Ilias). Wäre ein interessanter Abstecher, aber nicht heute. Naxos bietet einfach zu viel, man muss sich entscheiden.

In langen Schwüngen führt die Straße über die Ebene hinab nach Agiassos. Das Kastro Apalirou, das am Weg auf einem der Hügel liegt, können wir von unten nicht ausmachen - noch so ein möglicher Abstecher.

 

Agiassos empfängt uns mit einer zweigeteilten Bucht: Felsen auf der einen Seite, wunderschöner breiter Sandstrand auf der anderen. Der blaue Himmel über uns lacht wie im Sommer, und lässt ein Bad im Meer verlockend erscheinen. 15 Grad Wassertemperatur ergibt die wegen der langen Wellen erschwerte Messung - gar nicht mal so schlecht. Wenn wir jetzt ein Handtuch oder die Bademäntel aus unserer Suite dabei hätten, würden wir gerade so ins Meer hopsen. Dummerweise haben wir sie aber vergessen, und weil der Wind doch immerhin so kühl ist, dass wir uns nicht von ihm und der Sonne trocknen lassen wollen, verzichten wir schweren Herzens auf das Bad.

Draußen schippert die "Scopelitis" nach Naxos - die treue Seele ist schon wieder zurück von Katapola.

 

Inzwischen hätten wir Hunger. Ein Schild verkündet eine geöffnete Taverne namens "Panormitis" , aber es ist wohl vergessen worden - das Tor des Lokales ist geschlossen, auch wenn ein Hund dort hartnäckig bellt und schließlich eine Frau herauskommt. Nein, sie fährt weg, sich vorher bei uns entschuldigend - im Winter käme hier ja niemand her, und sie müsse weg.

Wir haben auch nicht ernsthaft gedacht, dass wir hier in dieser reinen Strandsiedlung im Januar etwas zum Essen finden könnte. Aber manchmal gibt es ja Überraschungen. Heute nicht.

Essenstechnisch auf der sicheren Seite müssten wir aber in Filoti sein, und so geht es zurück ins Inselinnere. An der Tankstelle in Damalas tanken wir für zehn Euro: 5,5 Liter - ob das reichen wird? Es gibt einen Beleg, wie fast überall auf Naxos (außer in Koronos). So ist's recht.

 

Man soll Reiseführern nicht glauben. Denn das im Michael-Müller-Reiseführer "Naxos", Auflage 2018, als ganzjährig geöffnet und empfohlene "Baboulas" ist geschlossen. Aber gegenüber, im Pizzeria-Kafenio "Platanos" an der großen Platane - die anderen Straßenbäume in Filoti sind einer heftigen Kupieraktion zum Opfer gefallen und stümmeln wie torsi am Straßenrand - hat die Wirtin ein Einsehen. Ein Omelette mit Tomaten und Käse kann sie uns anbieten, und einen schöne Tasse Bergtee. Das mit der schönen Tasse kann man wörtlich nehmen: der Tee kommt jeweils in einem ebenso hübschen wie praktischen Ensemble von Tasse und Kanne daher. Und die tellergroßen Omeletten, die nacheinander serviert werden - die Küche befindet sich übrigens im Keller, aber es gibt einen Speiseaufzug - lassen keinen Wunsch offen.

Da kommt prompt noch ein Touristenpaar ins Lokal, das sich fernab von uns ans Fenster setzt. Wir haben uns lieber die Nähe des Ofens ausgesucht. 15 Euro werden für die beiden Speisen mit Tee fällig, kann man nicht meckern.

Man könnte es noch eine Weile hier aushalten, aber die Zeit ist schon fortgeschritten, und wir wollen ja noch zum Pyrgos Chimarrou. Kein venezianischer Wohnturm, sondern ein hellenistischer Wachturm an der Straße (oder ist es eine Piste?) in den Süden. Sie zweigt in Filoti ab und führt entlang der Flanke des Zas in bergige Höhen.

Von der fast in die Straße ragenden Kapelle der Agia Anastasia hat man einen tollen Blick auf den nahen schroffen Steinturm des Zas. Heute wäre optimales Gipfelwetter gewesen. Tja, wenn man das gewusst hätte ...

Die regelmäßigen Furchen der wintergrünen Felder lassen auf Bewirtschaftung schließen, aber bald steigt die Straße an, die Landschaft wird steiniger und kärger, die Luft kühler.

 

Da ist das entzückende, spitzkuppelige Kapellchen des Agios Efstathios mit seinem, aus einem Teelöffel improvisierten Schließmechanismus. Am Boden ducken sich die schlangenähnlichen Blüten des Gemeinen Krummstabes, ein schon gewohnter Winteranblick.

Die Straße klettert bis auf eine Passhöhe von fast sechshundert Metern hinauf. Nach Westen hat man einen herrlichen Blick auf die Ebene Richtung Agiassos. Und als wir die Passhöhe bei der eckigen Kapelle des Agios Tryfonas überschritten haben, wird der Blick nach Südosten frei. Und was für ein Blick! Das Flache, Zerfranste, das ist Schinoussa. Das Hohe, Dunkle rechts davon Iraklia mit den Häusern von Agios Georgios und Panagia. Dahinter Ios und Santorin. Und weiter nach links Anafi.

Ich liebe diese winterlichen Fernsichten, wenn kein Staub in der Luft hängt.

 

Etwas später, in einer der Kurve, die schon wieder bergab führen, schieben sich die Koufonissia ins Bild, die Häuser von Agios Georgios und die "Aqua Jewel", und dahinter - was ein Klotz! - das unbewohnte Keros. Und natürlich Amorgos, das den Horizont abriegelt. Ganz nah. Wow!

Leider hat sich die Sonne inzwischen rar gemacht, der Himmel bezieht sich. Und die Straße geht genau am Pyrgos Chimarrou in eine Schotterpiste über. Das soll sich laut meiner Karte von Sky-Terrain schon wenige Meter weiter wieder ändern, dann wieder Asphalt, aber wir haben ja schon beschlossen, dass wir nicht weiter nach Süden vordringen werden. Und natürlich sehen wir uns erst mal den Turm an.

 

Meine stille Hoffnung, dass das im Reiseführer erwähnte und durchaus entstellende Gerüst um den Turm inzwischen verschwunden sein könnte, erfüllt sich nicht. Aber der 15 Meter hohe Turm ist trotzdem beeindruckend. Neun Meter misst der Außendurchmesser, ohne Mörtel zusammengesetzt aus meterdicken Marmorklötzen. Ich erinnere mich an Serifos letztes Jahr, wo von einem vergleichbaren Turm aber nur noch die Basis stand. Das hier ist noch eindrucksvoller.

 

Die Türe ist offen, aber auch drinnen stützt das Gerüst die Mauern und verbarrikadiert die freie Sicht auf die hohen Wände. Eine Treppe, die entlang der Mauern nach oben steigt, kann man aber noch gut sehen. Sechs Stockwerke soll der Turm hoch gewesen sein, und sowohl als Wehr- und Fluchtburg also auch zur Verbreitung von Leuchtsignalen gedient haben.

Das Gelände vor dem Turm - ein quadratischer Grundriss - ist übersät mit Bauteilen, die auch in den zwei Kapellen verbaut wurden, die den Turm flankieren. Die Teile gehörten nicht zwingend zum Turm, sondern auch zu einer früheren Wehrmauer mit Gebäude. Die nördliche Kapelle - Zoodochou Pigis - ist noch ganz gut erhalten und sogar verputzt, die andere verfällt allmählich vor sich hin.

 

Direkt an das Gelände grenzt ein Schafspferch mit mehreren Dutzenden Schafen, einige mit nur wenigen Tage alten Lämmern. Das Konzert, das ihr vielstimmer Blökchor ergibt, fasziniert Barbara, sie macht eine Tonaufnahme. Wirklich interessant, vor allem der heißere Bariton, der sich regelmäßig zu Wort melden. Ob Schafe richtige Unterhaltungen führen?

Darüber zerbrechen wir uns auf der Rückfahrt die Köpfe, die wir in Chalki noch für einen schnellen Halt unterbrechen. Barbara hat im Reiseführer und im Internet von "Fish & Oliv" gelesen, der Keramikmanufaktur eines deutsch-griechischen Paares, die sie zu gerne besuchen würde. Ich meine mich zu erinnern, dass ich bei meinem letzten Naxos-Besuch in einer Galerie in der Chora entsprechende Teller gesehen hatte: wirklich sehr hübsch, aber nicht ganz billig. Allerdings dürfte der Laden in Chalki sicher so geschlossen sein wie die Galerie in Naxos.

Wir probieren es trotzdem, auch in der Hoffnung, dass möglicherweise die Kitron-Destillerie Vallindras geöffnet sein möge. Natürlich ist beides zu, Chalki zeigt uns sein Wintergesicht.

Ein geöffnetes Café würde es aber geben, und noch ein Pizzeria. Brauchen wir jetzt nicht, ist aber gut zu wissen, denn nach Chalki werden wir wiederkommen. Barbara wird sich telefonisch erkundigen, ob die Möglichkeit besteht, die kunsthandwerklichen Erzeugnisse nach terminlicher Absprache anzusehen und zu erwerben. Nein, leider nicht, alles verpackt für den Winter. Sie solle doch im Sommer wiederkommen. Mhh, eher nicht.

So bummeln wir eher ziellos durch Chalki, das ich mir gefällt. Sollte es mich je im Sommerhalbjahr nach Naxos ziehen, dann wäre das eine hübsche Alternative zur überlaufenen Chora. Im "Motel" vielleicht.

Ausflugstouren im Januar sind immer auch ein Wettlauf mit der Sonne, die momentan schon kurz nach fünf Uhr untergeht. Wir haben aber noch einen Grund, warum es uns nun zügig nach Chora zurück zieht: Lothar und Therese sind inzwischen angekommen, mit der "Artemis" von Syros. Drei Tage wollen sie gemeinsam mit uns Naxos erleben, am späten Montagnachmittag geht es dann wieder zurück nach Syros. Wir hoffen auf ordentliches Wetter, wobei in Prognosen von Kälte und sogar Schnee die Rede ist. Das brauchen wir eigentlich nicht, aber wir werden sehen. Bleibt uns ja auch nichts anderes übrig.

 

Die Beiden haben sich in den "Amalthia Luxury Studios" einquartiert (auch so ein Euphemismus, denn unter Luxus stellen wir uns doch etwas anderes vor), ein paar Meter südlich von uns, ebenfalls an der Paralia. Ich hatte es für uns auch in Erwägung gezogen, aber unsere Riviera Suites sind schöner und großzügiger (und auch teurer, obwohl ohne Frühstück). Es gibt noch ein zweites Studio der Riviera Suites, aber es geht auf die rückwärtige Seite, und so verpasst man das Beste: die geniale Hafenaussicht, ohne auf die Nachteile der nachbarschaftlichen Lautstärke verzichten zu können.

 

Bei einem Raki bei uns stoßen wir auf das Wiedersehen beziehungsweise die Neubekanntschaft an. Den einheimischen Raki haben wir im Laden der Tyrokomia Naxou (Sokratous Papavasiliou Ecke Aristidi Protopapadaki) gekauft, er ist wirklich gut.

 

Nachdem Barbara und ich das Auto zurückgegeben haben - 96 Kilometer haben wir dem Tacho hinzugefügt, mehr als gedacht - gehen wir zum Abendessen im "Metaxy Mas".

Allerlei Vorspeisen bestellen wir, und sie schmecken alle ausgezeichnet: Dakos, Bekri Meze, Skordalia, Tirokroketes und vor allem der Melitsanosalata, der nach einer zweiten Portion ruft. Dazu reichlich Rotwein (wenn Lothar nachschenkt, ist es schwer, den Überblick zu behalten). Schade nur, dass im Lokal geraucht wird. Und so richtig warm ist es auch nicht. Mit 60 Euro ist die Zeche im Rahmen und wir sehr zufrieden.

 

Wir verabreden uns für morgen zehn Uhr, für eine schöne Wanderung ab Melanes. Hoffentlich macht das Wetter mit!