Muckelchen – die Geschichte einer Hassliebe.

Alles fing 2005 damit an, dass mein Chef die Idee hatte, wir sollten uns doch eine Ape zulegen. Eine Ape, das sind die fleißigen dreirädrigen „Bienen“ von Piaggio, die man vom Italien- oder Griechenlandurlaub kennt. Oder von den Eisverkäufern, die die dreirädrigen Gefährte auch gerne mal benutzen.

 

Nun haben wir öfters mal größere, sperrige Dinge innerorts zu transportieren, die bei aller Liebe und Mühe in keinen normalen PKW oder Kombi gehen. Warum also nicht? Es musste aber eine große Ape mit einem Kasten oder einer Pritsche und Plane sein, eine Ape TM 703.

Wir fragen einen Händler, und hatte wenig später so ein Teil vor dem Haus stehen:

Das erste Schmuckstück - mit Kasten
Das erste Schmuckstück - mit Kasten

Ohne Probefahrt oder so, der Händler war zu weit weg. Gut 15 Jahre alt war die Ape, aus Italien importiert, blaugrau, sparsamer Innenausstattung, Kasten und Lenkstange.

 

Die Anmeldung des Dreirades erwies sich als die erste Hürde: Auf der Zulassungsstelle wollte man meiner Kollegin nicht glauben, dass sie autorisiert war, die Ape für unseren Arbeitgeber anzumelden. Sie musste nochmals hin, mit Bescheinigung. Und das, obwohl sie durch einen Bänderriss (Zugezogen auf der chinesischen Mauer!!) ziemlich gehandicapt war. Sie musste schließlich noch ein drittes Mal hin weil den Formalien nicht Genüge getan war (oder war es wegen Unstimmigkeiten wegen der Abgasuntersuchung?). Und weil man auf ein Nummernschild vorne bestanden hatte obwohl dort keine entsprechende Halterung vorgesehen ist, wurde es einfach in den Kühler geschraubt. In sengender Sonne, bestaunt vom Nachbarn, wurde hier mein Chef schwitzend, aber eigenhändig tätig.

 

Nun durfte gefahren werden! Meine ersten schüchternen Annäherungsversuche bei einer Probefahrt ergaben, dass das Schalten äußerst mühselig bis nahezu unmöglich war - die Handzug ging extrem schwer. Ich erwog zunächst regelmässiges Handmuskeltraining. Dieses erwies sich aber als unnötig nachdem mein Chef auf einer Dienstfahrt mit unserem Dreirad liegen blieb – der Kupplungszug war gerissen. Schrott-Teil! Was hatten wir uns da andrehend lassen?

Wir bekamen einen neuen Kupplungszug, der wurde eingebaut – und das Fahren war immer noch eine Höllen-Schinderei. Was den Händler zu der Aussage bewog „wenn er gewusst hätte, dass eine Frau das Dreirad fährt, hätte er gleich zu Lenkrad und normaler Knüppelschaltung geraten“.

Das Ergebnis: Der Händler machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Gefährt mit Lenkrad um es gegen das ungeeignete (Im-)Mobil auszutauschen.

 

Die Suche nach der neuen Ape dauerte und dauerte. Schließlich meldeten wir die alte Ape ab, wollten nicht unnötig Versicherung bezahlen. Vor gute 2 Jahren um Weihnachten dann der Anruf des Händlers: er hatte etwas geeignetes gefunden. Zwar nicht mit Kasten, aber mit Ladefläche, und eine Plane würden wir auch noch dazubekommen. Das Teil müsse neu lackiert werden, welche Farbe wir wollten? Wir, d.h. mein Chef, wollten Weiß. Dann vergingen die Wochen und Monate, keine Ape in Sicht, nur vertröstende Telefonate und Verärgerung unsererseits über dne unzuverlässigen Händler. Und Unruhe bei mir weil die abgemeldete Ape an der Straße geparkt stand, nicht auf einem Privatgrundstück.

 

 

Dann, endlich, es war schon Sommer geworden, das ersehnte Telefonat: Die neue Ape würde kommen. Und fast gleichzeitig so ein hässlicher orangefarbener Zettel an unserer alten Ape: Dass das Fahrzeug zu beseitigen wäre, sonst würde es kostenpflichtig abgeholt und verschrottet. Ich hatte einige weniger freundliche Nachbarn im Verdacht, nachgeholfen zu haben. Den Zettel machte ich ab, lange würde das Dreirad ja nicht mehr dort stehen. Aber die Lieferung der neuen Ape verzögerte sich dann natürlich noch um einige Tage, ein neuer Zettel schmückte unsere Ape, den ließ ich jetzt dran.

 

Dann kam die neue Ape tatsächlich, und ich konnte bei der Anlieferung leider nicht dabei sein. Kam aber am nächsten Tag zur Arbeit, und da stand sie: hübsch weiß, schnuckelig, noch ohne Kennzeichen – und mit einem der bereits bekannten orangefarbenen Zettel drauf: das Fahrzeug wäre zu beseitigen etc. Und handschriftlich stand noch darauf „Umlakieren nützt nichts“! Mit ohne CK.... Können ja nur die Nachbarn gewesen sein. Ganz schön schnell, das Fahrzeug stand ja erst einen Tag! Ich war, ehrlich gesagt, einer Ohnmacht nahe. Nun hatten wir das neue Schmuckstück endlich, und die schleppten es womöglich unverzüglich ab. Umlackieren statt anmelden – was das wohl bringen soll?

Was tun? Erst mal den Blutdruck senken, dann auf der zuständigen Stelle der Stadtverwaltung anrufen. Die wussten von nichts, nein, so schnell würde nicht abgeschleppt, gaaanz ruuuhig. Handschriftlich? Nein. Also hatte ich mich wieder beruhigt, legte hinter die Windschutzscheibe ins Fahrzeug ein Blatt Papier mit unsere Adresse und dem Hinweis darauf, dass das Fahrzeug neu geliefert wurde und in den nächsten Tagen angemeldet würde. Und eine Kopie des Kaufbeleges. Wäre ja schon böswillig, nun abzuschleppen!

 

 

Wir würden das neue Dreirad selbstverständlich so schnell wie möglich anmelden. Was dann wegen der Öffnungszeiten der Zulassungsstelle und den Arbeitszeiten meiner mobilen Kollegin doch ein paar Tage länger dauerte als geplant.

An einem schönen Sommertag vier Tage später klingelte es an der Türe: draußen stand ein Polizist, in Begleitung einer Polizistin, ein dritter wartete beim Auto. Ich fürchtetet schon einen Überfall, ein Verbrechen ob dieser Polizeipräsenz. Aber es ging um die Ape. Natürlich. Ich bejahte dass es sich um unser Fahrzeug handelt, wir würden es am nächsten Tag zulassen lassen. Ja, nein, das ginge so ja nicht, ich hätte das Dreirad ja umlackiert, man würde noch sehen dass das Fahrzeug frisch gestrichen sei. Ich war fassungslos: da hatte sich doch der Polizist gerade als der Urheber des handschriftlichen Vermerks und damit als der deutschen Orthografie nicht mächtig und auch nur als mäßig intelligent geoutet.

Ich entgegnete, dass ihm doch dann sicher aufgefallen sein, dass es sich bei diesem Fahrzeug um eines mit Pritsche und Plane handele, während das vorherige doch einen Kasten hatte. Er war um keine Antwort verlegen: Ich könne den Kasten ja abgeflext haben. Nun war ich nicht nur fassungs-, sondern auch sprachlos. Das konnte er doch nicht ernst gemeint haben? Wo war die versteckte Kamera? Wozu hätte das denn gut sein sollen? Zum Glück schienen seiner Kollegin die Vorwürfe auch absurd vorzukommen, und nachdem ich die Sprache wiedergefunden hatte und glaubhaft versicherte, dass unser Dreirad am nächsten Tag angemeldet würde, trollten sie sich.

Am nächsten Tag kam, wie versprochen, das Kennzeichen. Und ich bin überzeugt, dass die Polizei noch einmal vorbeigeguckt hat ob nun alles beim Rechten ist. Das muss dann das fünfte Mal gewesen sein dass sie sich um unser Transportfahrzeug gekümmert hat. Womöglich jedes mal drei Personen. Schön wenn man so beschützt wird!

Mit der neuen Ape mit Lenkrad fuhr es sich tatsächlich leichter. Aber noch lange nicht optimal, alles war etwas mühsam: Das Starten, das Am-Laufen-Halten, das Bremsen. Und so blieb es bei wenigen Touren.

Die Straßen, durch die ich kreuze, sind fast alle Tempo-30-Zonen, allerdings funktioniert der Tacho an dem Dreirad nicht! Unser Büro ist in einer der besseren und teureren Gegenden der Stadt, Autos wie Smart oder Golf sind allenfalls als Drittfahrzeug geduldet, und eine Ape beleidigt anscheinend die Nachbarschaft – das sollte ich noch merken. Zunächst grinste ich mir aber eines, wenn die Porsche Cayenne und Daimler hinter meinen „Fun-Car“ hingen – gezwungenermaßen, denn wegen der vielen parkenden Autos ist Überholen in unserer Wohngegend fast nicht möglich. Das knatternde Vehikel mit dem wunderbar kleinen Wendekreis ist ein echte Hingucker, da sehen selbst Sportwagen blass aus dagegen. Und wenn ich das Dreirad mit seinem Zweitaktergeräusch in einer blauen Dunstwolke anlasse, dann bewegen sich an den Nachbarhäusern die Gardinen.

Das Kindchenschema des Dreirades weckt Beschützerinstinkte und brachte ihm den Namen „Muckelchen“ ein. Sicherheitsaspekte sind aber vernachlässigt: kein Gurt, kaum Knautschzone – passieren darf da nichts!

 

Irgendwann im Winter vor einem Jahr ließ sich unser „Muckelchen“ dann nicht mehr starten – die Batterie war leer. Wir brauchten das Fahrzeug auch nicht wirklich, und so stand es vor dem Haus. Und es fand sich tatsächlich ein Liebhaber, der das Teil gerne kaufen wollte – Liebe auf den ersten Blick? Er hatte im Herbst eine Proberunde gedreht, als Muckelchen noch lief. Im späten Frühjahr baute ich die Batterie aus, lud sie neu auf, fummelte sie wieder an die rostigen Klemmen. Startversuche. Ja, sie lief wieder!! Ich musste unbedingt eine Proberunde drehen, quasi zum Abschied. Es ging prima! Leider. Voller Wagemut erweiterte ich die Runde, erledigte noch etwas, parkte Muckelchen am Straßenrand. Fuhr dann wieder heimwärts. Aber das blöde Teil zog nicht mehr richtig, klangt auf einmal wie ein Panzer. Aber weil eine geräuschlose Fahrt noch nie die Stärke der Ape gewesen war, ignorierte ich die Geräusch, zwang das Teil den Berg hinunter. Und blieb, bestaunt von einigen Nachbarn, gut 150 Meter vor unserem Büro liegen.

Nichts ging mehr. Die Bremsen hatten sich festgefressen, waren knallheiß, und wir konnten das Fahrzeug noch nicht einmal zur Seite schieben. Zum Glück gibt es auch nette Nachbarn: zwei davon sowie ein Blumenbote, der vorbei wollte (oder musste), schaukelten das Dreirad mit Schwung an den Straßenrand, in einer ruhigen Wohngegend, zu Beginn einer Sackgasse. Der eine Nachbar empfahl die unverzügliche Verschrottung und konnte nicht glauben, dass jemand das Fahrzeug kaufen wollte. Nun, die Ape stand gut da am Straßenrand, blockierte nichts, und der Kaufinteressent bestellte den ADAC, unser Muckelchen abzuholen und in die Werkstatt zu bringen nachdem ein mobiler Mechaniker vorher festgestellt hatte dass er vor Ort nichts machen konnte.

Eine Woche später war es so weit. An meinem freien Tag kam ich extra eine halbe Stunde früher, um die Abholung zu überwachen. Bog um die Ecke – und sah die Polizei bei unserem Schmuckstück stehen! Ging unauffällig vorbei und hörte, wie der Polizist gerade eine Halterabfragung durchführte und die Auskunft auf meinen Arbeitgeber erhielt. Also blieb ich stehen und fragte, ob es Probleme gäbe. Ja: Die Nachbarn hatten sich beschwert: Unsere Ape würde schon seit Wochen bei ihnen vor dem Haus stehen, wo der Gehweg vor dem schmalen Gartentor (Keine Ausfahrt!!) etwa eine Meter breit abgesenkt wäre, und das sei ordnungswidrig (wohl aber nur bei fremden, unwürdigen Fahrzeugen, der dunkle, allradgetrieben Luxus-Geländewagen der Bewohner darf da stehe, er tut es zumindest immer). Ich war einem Weinkrampf nahe, und die Polizisten müssen die Verzweiflung in meiner Stimme bemerkt haben als ich unser Dreirad rechtfertigte: Erstens hätte es eine Panne gehabt und wir hätten es unmöglich noch weiter wegschaffen können, zweitens stünde es erst seit einer knappen Woche dort, drittens käme gleich der ADAC und würde es mitnehmen, und viertens sei es doch einfach schlimm hier dass man mit einem ausgefallenen Gefährt hier so diskriminiert würde, hier müsse wohl ein Porsche oder ein BWM vor dem Haus stehen. Die Polizisten zeigten Verständnis für meine Erregung, und zogen ab, und tatsächlich war auch wenig später der ADAC-Abschleppwagen da. Gar nicht so einfach, das Dreirad mit seinen festgebremsten Rädern auf den Wagen zu ziehen. Nach einem kräftigen – fast schon schmerzhaften - Ruck waren die Räder wieder frei und das Gefährt auf dem Wagen. Ab damit in die Werkstatt, und dann zum Käufer. Ich würde es wohl nicht wiedersehen, verdrückte eine Träne.

 

Flötepiepen!

Ich bekam mein Schmuckstück zurück! In der Werkstatt wurden die Bremsbeläge erneuert und andere, dringend notwendige Reparaturen erledigt. Im Grunde wäre das ein Fass ohne Boden gewesen und leider auch – nicht zum ersten Mal - ein Zeichen dafür, wie schludrig der Händler, von dem wir die Ape hatten, gearbeitet hatte. Das Wägelchen hatte wohl in Italien einem Gipser gehört, und Gips befand sich überall im Motor, Getriebe und und und. Der Mechaniker in der Reparaturwerkstatt (= nicht der, von dem wir das Dreirad hatten!) riet vom Kauf ab, und der potentielle Käufer nahm daraufhin Abstand vom Kauf. Wir ließen wenigstens reparieren was für den nächsten TÜV notwendig war. Dann musste die Ape allerdings noch von der anderen Seite der Großstadt aus der Werkstatt zu uns kommen – das traute ich mich nicht und organisierte schon einen Dreiradtransport, als der Nicht-Mehr-Kaufinteressent sich gerne bereit erklärt, uns das Dreirad zu überführen. Und so steht es nun wieder vor dem Haus, zu meiner (echten) Freunde, und der der Nachbarn.

 

Vorsichtig fuhr ich die erste Testrunde. Und „Muckelchen“ zog ab wie nie zuvor! Nun wurde das Dreirad zum echten Fahrvergnügen! Begeistert drehte ich meine Runden. Und fand leider, dass zu Beginn der Fahrt der Öltank gerne ein wenig tropft. Deswegen hängt jetzt immer ein Eimerchen unter dem Tank – wir wollen ja sie Straße nicht versauen, in der vornehmen Wohngegend.

 

Allerdings ruiniere ich mir an den Gummizügen der Plane regelmäßig die Fingernägel, aber der Fahrspaß ist wirklich groß. Und was es da nun alles zu transportieren gibt!

 

Und nun war letzten Monat der TÜV fällig. Ich sah schwarz! Muckelchen würde durchfallen. Wegen Rost, wegen Instabilität, wegen Ölverlust... Zur moralischen Unterstützung kam meine Kollegin mit. Falls ich auf dem Weg zum TÜV liegen bleiben würde – es galt, eine Hauptverkehrsader zu überqueren. Und falls das Gefährt direkt aus dem Verkehr gezogen würde.

Zuerst stellten wir die Damen vom TÜV-Büro vor ein Problem: Welche Kosten waren zu berechnen für das Dreirad? Dreiräder sind im Gebührenkatalog nicht vorgesehen. Vielleicht die Summe von Zwei- und Vierrad, geteilt durch 2? Nein, da stand Muckelchen verloren auf dem Platz, den Porsche davor beachtete keiner. Das Kindchenschema funktionierte. Wir zahlten nur die Gebühr für einen Zweirad-TÜV. Nach einer ausgiebigen Diskussion waren sich die Damen und Herren vom TÜV auch einig, dass eine Abgasuntersuchung nicht notwendig war, denn einstellen lässt sich da eh nichts.

Dann also zur Prüfung auf Herz und Nieren. Mit wirklich netten Prüfern. Und Muckelchen zeigte sich von seiner besten Seite, hielt das Öl, bremste brav, und dass es ein Problem mit dem Blinker gab, lag an meiner Nervosität, die mich den richtigen Hebel nicht finden ließ. Unterboden, Achse, alles im Rahmen! Nur der Kunststoff des Rücklichts blieb kaputt (rätselhaft übrigens, denn ich kann mich an keinen Fremdkontakt erinnern). Das Typenschild fehlte. Und die Fahrgestellnummer war nicht auffindbar. Laut Fahrzeugpapieren befindet sich die Fahrgestellnummer „unter dem rechten Sitz“. Ein weiter Begriff! Vor allem, weil die Fahrerkabine nach dem letzten TÜV großzügig und -flächig gestrichen worden war. Wohl auch über die Nummer (sogenanntes „griechisches System“ ;-) ). Die Herren vom TÜV suchten und suchten, und fanden nicht. Riefen in einer Piaggio-Werkstatt an, ohne Ergebnis. Ich rief in der Werkstatt des Verkäufers an: „Kein Anschluss unter dieser Nummer“. Und so scheiterte der Erhalt der Plakette an einigen Kleinigkeiten. Wir würden nochmals kommen müssen.

 

Zurück im Büro recherchiert ich die neue Telefonnummer der Werkstatt und rief dort an. Bestellte eine neues Rücklicht, ein Typenschild und fragte nach der Fahrgestellnummer. Und erfuhr: dazu muss man die Sitzbank hochklappen, die Nummer befindet sich auf dem Querträger, auf dem der Sitz aufliegt. Nichts leichter als das wenn man geeignetes Werkzeug hat, die völlig festgerosteten Schrauben zu lösen, die die Sitzbank fixieren. Hatte ich nicht, besorgte ich aber. Klappte den Sitz hoch. Und fand der ganzen Querträger sauber weiss lackiert. Wo nun den Lack abkratzen? Wieder ein Anruf in der Werkstatt. Nein, die Nummer wäre eingeprägt, das würde man auch durch den Lack durch sehen. Sah man aber nicht, der Lack war sehr dick aufgetragen. Ob er mir nicht ein Bild schicken könnte wo die Nummer genau ist, damit ich dort gezielt suchen und kratzen könne? Ja, natürlich, kein Problem, mache er. Auf das Bild wartete ich. Zwei Wochen. Warte ich heute noch. Ist nie gekommen, trotz mehrfache Nachhakens. Wundert uns nicht wirklich. Zum Glück gibt es das Ape-Forum, das fiel mir dann wieder ein. Und ich bekam innerhalb von Minuten (ja, wirklich!) eine Abbildung, auf der die Stelle der Nummer gut zu sehen war. Klappte den Sitz hoch, setzte den Schraubenzieher an, stieß auf die Nummer. Juhuu!

 

Das bestellte Rücklicht war gekommen, die Montage problemlos. Und auch ein Abziehschild, wohl das Typenschild. Wohin damit? Keine Ahnung, das würden die vom TÜV wohl wissen. Und so fuhr ich eine Woche später wieder vor, zahlte knapp 10 Euro zur Nachuntersuchung (dieses Mal war klar: es gilt der Zweiradtarif), verblüffte die TÜV-Männer mit dem versteckten Nummernstandort. Alles bestens. Nur das Typenschild nicht. Der Händler hatte uns eines von eine Piaggio Vespa geschickt. Und das ging gar nicht. Zum Glück wollten oder konnten die TÜV-Prüfer keine Frau weinen sehen, oder waren es die großen Augen der Ape? Wir bekamen die TÜV-Plakette mit der Auflage, uns ein anständiges und richtiges Typenschild zu besorgen. Daran arbeiten wir nun. Scheint mal wieder gar nicht so einfach zu sein....

 

A propos Plakette: Eine Feinstaubplakette brauchen wir nicht. Wir hatten schon befürchtet, mit Inkrafttreten der Abgasverordnung unser Mopped stilllegen zu müssen. Aber Dreiräder unterliegen einer Ausnahmeregelung. Um Feinstaub brauchen wir uns nicht zu kümmern.

 

Schön wenn man durch alle Raster fällt!

 

Und wenn jemand eine weiße Ape TM mit Pritsche, weißer Plane und Plastikeimer unten dran sieht – die grinsende Fahrerin bin ich :-)

Ergänzung März 2009:

Einen schöne Artikel über das fleissige Bienchen hab ich gerade bei Spiegel online gefunden:

Die Blech-Biene

 

Ergänzung Oktober 2009:

Den ganzen Sommer war Muckelchen in der Werkstatt. Eigentlich war nur der Kupplungszug gerissen - das Draußen-Stehen im Winter ist dem Dreirad nicht bekommen. Im Mai wurde es in die Werkstatt gebracht. Die Beschaffung der Ersatzteile war schwierig und langwierig, und schließlich gab noch der Öltank komplett seinen Geist auf (das Eimerchen ist nun Geschichte) und ein neuer musste beschafft werden.

Im September dann endlich der Anruf der Werkstatt: Muckelchen ist fertig. Dann doch gleich noch den TÜV, dachten wir, wer weiss ob das Teil im Januar, wenn der TÜV fällig ist, noch fahrfähig ist....

Der TÜV wollte ein neues Hinterrad - Folge der festgefressenen Bremse? Das dauerte dann nochmals, aber vorgestern konnte ich Muckelchen in der Werkstatt abholen. Mir war etwas mulmig vor der Fahrt, denn ich musste quer durch die Stadt fahren. Aber die Ape lief wie am Schnürchen - nur Fliegen ist schöner!

Kein billiger Spass allerdings, die Reparatur... und den ganzen Sommer hatten wir die Ape nicht wirklich vermisst.

Wir werden sie wohl verkaufen... wobei, wenn sie mich so aus ihren dunklen Augen treuherzig anguckt.....

 

Ergänzung Juni 2010:

Den ganzen Winter ist Muckelchen gestanden - nicht wintertauglich, das Teil. Und der Winter war lang.

 

Die Nachbarn, vor deren Haus das Dreirad stand, haben sich beschwert. Leider hab ich keine Garage, sie würde Muckelchen guttun.

Erster Startversuch im März: Nichts geht. Batterie aufgeladen. Tipota. Neue Zündkerze eingebaut (man lernt ja ständig dazu) - nun fährt sie wieder.

Aber nicht lange.

Mit festgefahrenen Bremsen ist sie mir mal wieder liegengeblieben. Wohl zu heiß heute, sommerfest ist sie auch nicht. Abschleppdienst organisiert, aufgeladen, ab in die Werkstatt. Herzzerreissend.

Wird wieder teuer :-(  Ein Luxusgefährt.

 

Ich werde Muckelchen umtaufen....

 

Apropos, meine Dreirad-Sammlung schon gesehn?

 

Ergänzung November 2010:

Muckelchen hat den ganzen Sommer in der Werkstatt verbracht - die Beschaffung der Ersatzteile dauert....

Jetzt im Winter kann ich das Dreirad eh nicht fahren, da soll es dann mal dort überwintern. Ich hole es dann im Frühjahr wieder ab, so ein knappes Jahr sollte dann doch wirklich reichen um es wieder fahrfähig zu machen.

Die Nachbarn freuen sich - aber zu früh :-)

 

Dezember 2011:

Muckelchen läuft wie eine Eins und hat wieder TÜV für 2 Jahre, aber es soll dennoch verkauft werden.

 

Muckelchen jetzt auch auf Streetview - etwas kubistisch angehaucht.... 

April 2012:

Muckelchen ist weg.

Verkauft.

Vorhin hat es zum letzten Mal vor dem Haus gedreht. Ich bin traurig. Es wird mir fehlen.

Dem neuen Besitzer viel Glück und immer zwei Räder auf der Straße!

 

Antio, Thisavre mou!