Dreirad-Esel: Trikykla

Sie sind das optimale Transportmittel auf den kleineren (griechischen und natürlich auch italienischen) Inseln – schmal genug um durch enge Straßen zu kommen, groß genug um ordentlich was drauf zu laden, sparsam im Verbrauch,  anspruchslos in der Technik, ideal zum selbst dran Herumwerkeln. Besser sind nur Esel – mit denen verbindet sie auch eine gewissen Sturheit: Dreiräder.

 

Nein, keine pedalgetriebenen Kinderfahrzeuge: Sondern Lastdreiräder.

Lastdreiräder, wie zum Beispiel die am weitesten verbreiteten Piaggio Ape: die kleine 50er, und die große TM, sowie die alten Ape C.  Aber auch mir unbekannte Marken. Τρίκυκλα.

In allen Zersetzungszuständen.

 

Seit ich selbst inzwischen mehr oder weniger freiwillig auf den dreirädrigen Lastesel gekommen bin („Muckelchen“ heißt das gute Stück, hier mehr darüber), fallen sie mir überall auf. Leider habe ich nicht immer dann auch den Fotoapparat so schnell zur Hand um die Teile abzulichten. Besonders bedauere ich das bei einem Dreirad, mit dem ein älteres Fliegendes-Händler-Paar auf Folegandros vom Schiff ist – er schmal und faltig als Fahrer, sie prall und breit auf der Ladefläche inmitten von Kissen, Decken, Teppichen.

Oder auf Kos: ein Traum von einem Dreirad: mit Fähnchen rechts und links, oben ein Kreuz. Ein Kloster-Trikyklo? Drei Mal gesehen, drei Mal die Kamera nicht schnell genug parat :-( Am letzten Abend habe ich es auf die Blue-Star-Fähre fahren sehen - wieder zu weit weg...

Vielen herzlichen Dank an Karin S. aus Dresden - sie hat das Dreirad auf Kos fotografiert und mir die Bilder geschickt. Scheint zum Hafen bzw der Gemeinde zu gehören, aber auch irgendwie zur Kirche.

PS: Im September 2012 habe ich es dann auch "erlegt". :-)

 

Danke auch an Ulla für den Hinweis auf diesen Artikel mit einer Typologie kretischer Dreiräder!

"Οι τρίκυκλες μηχανές που άλλαξαν την ζωή των Κρητικών την δεκαετία του 1970"

 

Hier nun die neusten griechischen Trikykla, italienische finden sich weiter unten:

Die Sammlung griechischer Dreiräder wächst nur langsam - in solchen Massen sind die Trikykla nicht mehr unterwegs.

In Süditalien, in Palermo zum Beispiel, und auf den liparischen Inseln gibt es die Teile aber zuhauf - und so boten Urlaube dort die Möglichkeit, die Dreiradsammlung nicht unbeträchtlich aufzustocken.

 

Ein echtes Dreirad-Paradies ist Stromboli, aber auch auf den Nachbarinseln Panarea, Salina, Filicudi, Alicudi, Lipari und Vulcano weiss man die Lastbienchen zu schätzen.

Wie man hier sieht (Fotos von 2012 und 2016):

Puristen mögen anmerken: Was haben italienische Dreiräder auf einer Griechenland-Seite zu suchen?

 

Nun, erstens sind es sizilianische Dreiräder. Und Sizilien gehörte mal zu Griechenland (Groß-Griechenland/Magna Graecia, bis 272 v. Chr.).

Und zweitens gibt es da den Spruch (aufgeschnappt in dem Film „Mediterraneo“) „una faccia una razza“ (= ein Gesicht, eine Rasse). Der spielt auf die enge kulturelle Verbindungen zwischen Griechen und Italienern seit der Antike an. (Mit der italienischen Verwaltung des Dodekanes zwischen 1912 und 1943 erlebte dieser Slogan eine neuzeitliche Wiederbelebung. Dieser Leitspruch sollte die Ähnlichkeiten der beiden südländischen Mentalitäten und ihrer reichen gemeinsamen historischen Vergangenheit herausstreichen und einer gesellschaftlichen Verbrüderung Vorschub leisten.

 

Und außerdem kann ich hier eh machen was ich will :-)  

 

Hier also die palermitanischen Ape:

Noch mehr italienische Ape (?) - dieses Mal aus der Toskana und aus Padua:

PS:

Nein, ich hab kein frühkindliches Dreirad-Trauma. :-)

 

Deshalb noch einige deutsche Ape (Apen? Apes?? Api? Hilfe!):

Und Schweizer und Österreicher...

 

Übrigens:

Das Automobil feierte 2011 seinen 125. Geburtstag.

Und das erste Automobil, der Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 war - ein Dreirad!

Also bitte etwas mehr Respekt für dreirädrige Motorfahrzeuge!

 

Wenn wir schon bei deutschen Dreirädern sind: Karin S. hat mich da auf was hingewiesen: Tempo-Fritz in Dresden, ein dreirädriger Imbisswagen, der es nicht immer leicht hatte.

Was mich zu den "Tempo"-Dreirädern führte. Nicht im knuffigen  Meerschweinchen-Look wie die Ape, sondern langnasig fuhren sie im Nachkriegsdeutschland herum, bis die Produktionsanlage 1962 nach Indien ging, wo die Teile als "Bajaj-Hanseat" bis ins Jahr 2000 produziert wurden.

 

Die Ape Calessino ist auch so ein nettes Teil. Falls ich mal heiraten sollte und eine Hochzeitskutsche brauche - das wäre meine Wahl:

Ape Calessino auf Agistri
Ape Calessino auf Agistri

 

Hier noch ein Link zur Dreirädern aus griechischer Produktion (früher): MEBEA

 

Südostasien ist ein Dreiradparadies, Auto-Rikschas und Tuk-Tuks gibt es dort zuhauf. Mhh, müsste man mal hin...

Und ein indisches Tuk-Tuk
Und ein indisches Tuk-Tuk

 

 

Ach ja, und diesen Film eines Dreirads vor griechischer Kulisse will ich euch auch nicht vorenthalten (und in Zukunft keine Chtapodia mehr essen!):